Die Chinesen haben ein Sprichwort: „Im Himmel gibt es das Paradies, auf Erden Suzhou und Hangzhou.“ Diese beiden Städte gelten in chinesischen Kreisen als die schönsten des Landes und vielleicht auch der Welt.
Im Umland von Shanghai gelegen ist Suzhou bekannt für seine vielen schönen Gärten. Besonders im Sommer besticht die Stadt mit einer natürlichen Farbenpracht, gegen welche die meisten europäischen Gärten vor Neid erblassen. Hangzhou bietet dagegen den Westsee, anscheinend eines der schönsten Gewässer weltweit. Immerhin hat er es auf die berühmte Liste der 1000 Orte geschafft, die man in seinem Leben unbedingt gesehen haben sollte.
Das Zusammenspiel von Bergen und Wasser
Ein Harmoniekonzept des chinesischen Gartenbaus, das bereits den alten Meistern des Reichs der Mitte bekannt war und für das Hangzhou als ein naturgewachsenes Beispiel gelten kann: Im Sommer ragt der dicht bewachsene Feilai Berg über dem Westsee empor und leuchtet sattgrün in die Ferne. Während an seinem Fuße einige buddhistische Grotten locken, können sportliche Besucher versuchen, den Gipfel über teils mit dicken Wurzeln überwucherte Stufen zu erklimmen.
Da kommt noch ein echtes Tarzan-Gefühl auf. Es sei aber ein jeder gewarnt, der sich einmal oben angekommen zu sehr wie ein großer Abenteurer fühlt. Spätestens wenn einem eine Chinesin mit hohen Pfennigabsätzen auf den rutschigen Stufen entgegenkommt, bemerken viele, dass eine solche Bergwanderung auch immer noch extremer gestaltet werden kann. Irgendwie fehl am Platz, flößt das Schuhwerk dieser unerschrockenen Damen doch Respekt ein – ist es immerhin zumindest mir unbegreiflich, wie sie den Aufstieg heilen Fußes überstanden haben.
Spaziergang um den Westsee
Auch ein Spaziergang um den Westsee gilt natürlich als Muss. Unter Alleen können Sie hier alle möglichen Wanderer treffen: Ganze Familien auf Fahrrädern oder Tandems – wobei bei letzteren auffallend viele ältere Herren lieber ihre Gattinnen strampeln lassen als selbst mitzuradeln. Auf Brücken ziehen sie an Scharen von Fotografen vorbei, die versuchen die Szenerie einzufangen. Etwas weiter am Ufer entlang machen ihnen talentierte Landschaftsmaler hierbei Konkurrenz.
Tun die Füße dann irgendwann weh, kommt das Wanderherz auf einem kleinen Boot zur Ruhe. Rudern Sie in den Sonnenuntergang, doch keine Angst, der Tag ist noch nicht vorbei: Die Pause auf dem See ist nur ein kurzes Luftholen vor dem Abendprogramm, denn Hangzhou hat noch viel mehr zu bieten als das bereits Gesehene. Eine ungewöhnliche Dichte an großartigen koreanischen Restaurants zum Beispiel (empfehlenswert: Xixi Lu, Ecke Shuguang Lu), in denen die Gäste ihr Fleisch auf einem Grill direkt am Tisch selbst zubereiten. Barbecue-Saison war gestern! Oder stürzen Sie sich auf der Shuguang Lu in das bunte Nachtleben. Auf einer Kneipentour können Sie sich hier zu einer interessanten Mischung aus internationalen Studenten und Hangzhouern gesellen, die irgendwie entspannter zu sein scheinen als ihre Landsleute in den großen Städten. Kein Wunder, ticken die Uhren in diesem Idyll doch offensichtlich etwas langsamer als im Rest des aufstrebenden Chinas.
Glücklich mit dem Gesehenen, können Sie den Abend dann ebenso wie die Einheimischen etwas gemütlicher ausklingen lassen – in einer der schönsten Städte Chinas und der Welt.