Alles Gute muss ein Ende nehmen, so auch unsere Pilotreise der Elements of China. Kurz vor Abfahrt war ich noch einmal mit einem Teil unserer Paten unterwegs, um ihnen ein paar Ecken Shanghais zu zeigen, die sie auf eigene Faust vielleicht nicht erlebt hätten.
Mittwoch Abend, erstes Beschnuppern: Treffen im Hotel. Eines fällt – neben der absolut stylishen Lobby der Unterbringung unserer Teilnehmer – auf: Die Paten haben unheimlich viele Geschichten im Gepäck. Sei es von einem guten Stückchen Schwabenländle fern der Heimat, beim gemeinsamen Spätzlekochen inmitten chinesischer Reisterrassen, oder Reiseführen, die im Eifer der Feierlaune mitten in der Nacht plötzlich Feuerwerke anzünden. Von stinkenden Toiletten und Massagen im Spa.
Mit Sabrina, Nadja, Moritz und Christoph geht es dann weiter in die Bar People 7, wo wir uns über einem Drink besser kennen lernen.
Donnerstag Morgen, müde und mit Stadtkarte im Gepäck: Gemeinsam mit eben diesen Vieren geht es los auf eine Wanderung durch die Französische Konzession. Wir passieren allerlei Läden, immer wieder abgelöst von alten französischen Villen im Kolonialstil, nun etwas heruntergekommen und bewohnt von chinesischen Familien. Auf den Verandas genießen alte Damen zwischen Wäscheständern die spätherbstliche Sonne.
Ungeplant aber durchaus nicht ungelegen landen wir dann bei einer spontanen Teeverköstigung in einem kleinen Fachgeschäft. Der Tee fließt in Mengen, die Stimmung ist gelöst. Viel Probiertes wird gekauft und selbst der Besitzer freut sich – macht er doch wahrscheinlich den Deal des Tages mit uns. Egal, immerhin verlassen alle glücklich den Laden.
Weiter geht’s nach Tianzifang (Taikang Lu). Inzwischen nur noch zu dritt – Moritz und Sabrina haben sich für ein anderes Nachmittagsprogramm entschieden – ziehen Nadja, Christoph und ich nach einem Mittagessen mit gutem Kaffee und leckrem Salat durch die engen Gassen dieses ehemaligen Künstlerviertels. Heute reihen sich hier fast schon labyrinthartig kleine, hippe Läden, Fotogalerien und Restaurants aneinander. Eigentlich sind die verwinkelten Hinterhöfe ein idealer Ort, um einen ganzen Nachmittag zu vertrödeln, aber es steht noch viel auf dem Programm.
Unter anderem die Moganshan Lu, Sitz vieler Galerien und Treffpunkt für Liebhaber moderner Kunst. Während wir in alten Fabrikhallen zwischen beeindruckenden Videoinstallationen und Gemälden umhersteifen, ist besonders Nadja in ihrem Element.
Nach der Moderne tauchen wir in die Vergangenheit ein und schlagen eine sehr unbekannte Seite im Buch der Geschichte auf: Uns zieht es ins ehemalige jüdische Ghetto der Stadt, wo abertausende Flüchtlinge aus Europa Zuflucht vor den Wirren des Krieges suchten. Die bewegten Geschehnisse, welche sich auf diesem Fleckchen Shanghais ereignet haben, werden besonders in der Ohel Moishe, ehemals eine Synagoge heute das jüdische Flüchtlingsmuseum, mit Leben erfüllt.
Donnerstag Abend, um einige Erfahrungen reicher, geht es weiter: Noch immer zu dritt stürzen wir uns schließlich ins Nachleben. Christoph zieht es in die Old Jazz Bar des Peace Hotels, direkt am Bund. Hier lauschen wir großartigem Live-Jazz – in einem Gebäude, das noch immer die besten Zeiten der Stadt symbolisiert. So fühlen wir uns an der Bar des alten Prunkbaus wahrscheinlich alle ein wenig in die glänzende Zeit der Vorkriegsjahre der 1930er zurückversetzt – nicht zuletzt, da sich die alten Musiker der Band so wunderbar in das Ambiente einfügen.
Und so neigt sich ein Tag voller Entdeckungen und neuer Erfahrungen dem Ende zu. Für mich, obwohl ich einiges bereits kante, und hoffentlich auch für die Elements-Paten.