Top 1: Chinas Südwesten
In den grandiosen Naturlandschaften Sichuans und Yunnans geschieht Mystisches: Ein Gelber Drache wacht über ein Märchenland, ein Tiger springt mit einem Riesensatz über einen reißenden Fluss und eine Göttin zerbricht ihren Spiegel und verzaubert dadurch die Landschaft. Willkommen in Südwestchina, wo die Grenzen zwischen Sage und Realität fließend sind.
Der Huanglong-(Gelber-Drache)-Nationalpark wirkt tatsächlich so, als sei er angelegt worden von einem fantastischen Fabelwesen. Auf Wunsch eines legendären Königs formte der Drache mit großem Sanftmut das Flussbett des Min-Flusses, der den Nationalpark durchzieht. Dabei leistete er ganze Arbeit: In Kaskaden bahnt sich das Wasser durch artenreiche Vegetation seinen Weg ins Tal. Im Verlauf eines Tages schimmert die Umgebung in allen Farben eines Regenbogens, sodass sich sagen lässt: der Drache ist nicht nur gut- und edelmütig, er hat auch einen sehr ausgeprägten Sinn für Ästhetik.
Der mystische Tiger setzte in Yunnan auf der Flucht vor einem Jäger zum großen Sprung an. Vom Tigersprungfelsen gelang ihm der gewaltige Satz auf die andere Seite des Jinsha- (Goldsand-)Flusses. So brachte er sich in Sicherheit vor seinem Verfolger. Der Jäger hatte keine Möglichkeit die tosenden Wasser des Flusses zu überqueren, der über Jahrmillionen eine der tiefsten Schluchten der Welt geformt hat.
Die kristallklaren Gebirgsseen in Jiuzhaigou entstanden durch die nervöse Verliebtheit einer gutmütigen Göttin, die von ihrem Liebsten ein Spiegel als Beweis seiner Zuneigung erhielt. Vor lauter Aufregung rutschte ihr das gute Stück aus den Händen, fiel herunter und zerbrach in 108 Teile – 108 Teile, die sich in die wunderbaren Seen Jiuzhaigous verwandelten, gefüllt natürlich, wie sollte es anders sein, mit den Tränen der entsetzten Göttin, vergossen über ihren Verlust.
Top 2: die Mongolei
Die Mongolei – das Land Dschingis Khans, der Pferde, Reiter und der endlosen Weiten gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten der Welt: Nur etwa 3 Mio. Einwohner leben auf einer Fläche, die die Deutschlands um das Viereinhalbfache überragt.
Steppen, Wüsten und Gebirge dominieren das Bild des Landes abseits Ulan Bators, des einzigen großen Ballungsraums. Reist man durch die abgeschiedenen Landstriche, wird schnell klar, weshalb Pferde einen so großen Stellenwert in der mongolischen Kultur einnehmen: Die stolzen Nomadenstämme brauch(t)en sie, um mit ihren Viehherden große Entfernungen in fruchtbare Gebiete zurückzulegen und, in der Vergangenheit allseits gefürchtet, zu Raubzügen und Eroberungsfeldzügen nach China, den mittleren Osten und bis nach Europa aufzubrechen. Gefahr für umliegende Staaten geht heute von den mongolischen Reiterhorden wohl nicht mehr aus – einen Eindruck seiner Ursprünglichkeit und Wildheit erfahren Besucher aber auch noch im 21. Jahrhundert. Dies und die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen machen die Mongolei zu einem der spannendsten Reiseziele der Region.
Top 3: Henan
Henan – die Provinz, deren Name übersetzt südlich des (Gelben) Flusses bedeutet, ist die Wiege der chinesischen Kultur. Mittlerweile in den Götterhimmel aufgestiegen ist der sagenhafte Gelbe Kaiser, Huang Di, jener mythische Urvater der chinesischen Kultur, der in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends das Reich der Mitte von hier aus regierte. Diese historisch nicht belegte Figur spielt bis heute eine herausragende Rolle im chinesischen Selbstverständnis – man könnte sagen, sie ist der Zeus im Götterhimmel der Chinesen.
In den alten Kaiserstädten Luoyang, Kaifeng und Anyang waren dann über Jahrhunderte die Nachfolger des Gelben Kaisers zu Hause. Allesamt liegen sie in Henan, allesamt in unmittelbarer Nähe zum Gelben Fluss, der eine wichtige Rolle in der Ausbildung der frühen Hochkulturen spielte. Stets war er Fluch und Segen gleichermaßen. Auf der einen Seite hingen die Menschen von ihm ab, seine Sedimentablagerungen schufen fruchtbares Ackerland entlang seiner Ufer und auf der anderen Seite löste der Fluss im Laufe der Geschichte immer wieder katastrophale Überschwemmungen aus, indem er seinen Lauf dramatisch veränderte. Allein Kaifeng wurde siebenmal von seinen Wassermassen überspült. In China nennt man den schicksalhaften Fluss deshalb gleichsam Chinas Stolz und Sorge.
Möchte man China also auf seinen Kern reduzieren und sein wahres Wesen ergründen, kommt man um eine Reise nach Henan nicht herum. Die Geschichte des Herzlandes ist eingebettet in lebendige Städte, die im Laufe der Jahrtausende den unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt waren und heute spannende Schaukästen der Entwicklung Chinas sind.
Lebendige Geschichte können Besucher alljährlich beim spektakulären Fest der Geschichtenerzähler in Majie erleben – zum chinesischen Jahreswechsel kommen hier die besten Wandererzähler zusammen und geben vor hunderttausenden Zuhörern uralte Sagen, Legenden und Geschichten weiter. Als kulturelles Gedächtnis Chinas zeugen sie von der langen Vergangenheit des Landes.