Als Doktorand reiste Daniel mit einem Forschungsauftrag nach Hongkong und Singapur. Nun hat es ihn für ein Wochenende nach Shanghai verschlagen. Da sein letzter Aufenthalt in der chinesischen Metropole bereits drei Jahre zurück liegt, teilt er heute seine Einblicke mit uns: Was hat sich verändert und wie findet man sich mit nur rudimentären Chinesischkenntnissen zurecht?
China Tours Magazin: Daniel, du hast gesagt, dass du Anglistik und Geschichte studiert hast. Woher kommt dann das Interesse an Asien und China?
Daniel: Grundsätzlich ging mein Interesse an anderen Ländern immer über Europa hinaus. Die Faszination an China selbst ist dabei natürlich auch immer getrieben von einer gewissen Exotik. Es ist vieles noch so fremd hier, was auch den besonderen Reiz des Landes mit ausmacht. Dass China in den letzten Jahren in Deutschland besonders in den Medien immer prominenter wurde, hat natürlich ebenso zum Interesse beigetragen, wie die Tatsache, dass das Land per Flugzeug noch immer recht günstig zu erreichen ist – zumindest im Vergleich zu Südamerika, zum Beispiel.
China Tours Magazin: Hat sich Shanghai denn sehr verändert?
Daniel: Auf jeden Fall! Als ich das letzte mal hier war, stand das Gebäude des World Financial Centers, der „Flaschenöffner“, nur zur Hälfte. Man konnte damals vom Jinmao Tower aus noch auf die Baustelle runterschauen. Auch das Denkmal für die Helden des Volkes am Ende des Bunds war damals noch nicht da, wenn ich mich richtig erinnere.
Dieses ist aber richtig interessant, besonders wenn man bedenkt, dass in Singapur, wo ich gerade lebe, fast das gleiche Monument steht. Die „Chopstick Form“ ist genau dieselbe, nur hat das Denkmal in Singapur vier und nicht drei Stelen. Mich würde es nicht wundern, wenn es da einen Zusammenhang gäbe.
China Tours Magazin: Was denkst du, warum ein solches Denkmal gerade am Bund errichtet wurde?
Daniel: Nun, einerseits ist es natürlich sehr touristenwirksam platziert – besonders wenn es in der Nacht angestrahlt wird, fällt es auf. Leider konnte ich die chinesischen Plaketten, die das Denkmal beschrieben, nicht lesen, fand es aber sehr interessant, dass die Reliefs, welche die drei Stelen umgeben, auf sozialistische Symboliken zurückgreifen. Besonders am Bund bietet das zwischen den alten, im kolonialen Stil gehaltenen Häusern und den Wolkenkratzern auf Pudong einen interessanten Kontrast. Vielleicht haben die Auftraggeber auf starke sozialistische Marker wie Hammer und Sichel zurückgegriffen, weil sich in China seit der Öffnung noch keine ähnlich wirksame Bildsprache entwickelt hat – oder zumindest keine, die sich für solche Monumente eignet. Aber das ist natürlich nur Spekulation.
China Tours Magazin: Du hast gerade erwähnt, dass du die Plaketten nicht lesen konntest. Wie empfindest du die Sprachbarriere hier in China?
Daniel: Natürlich trägt die Sprache viel zur Fremdheit des Landes bei. Shanghai stellt dabei aber eigentlich einen sanften Einstieg nach China dar, da z.B. die Infrastruktur so angelegt ist, dass man sich auch ohne Chinesischkenntnisse zurechtfindet. So ist die simple Idee, die Linien des U-Bahnnetzes farblich zu kennzeichnen einfach super und wirklich für jeden verständlich. Und auch sonst können Reisende sich hier gut zurechtfinden, da inzwischen z.B. auch viele Speisekarten in Restaurants ins Englische übersetzt wurden – wahrscheinlich wegen der Expo. Die Übersetzungen sind dabei teilweise zwar sehr absurd, aber wenigstens kann man meist ungefähr erahnen, um was für ein Gericht es sich handelt, und den Namen auch vorlesen.
Inzwischen können wir Besucher die Stadt ganz einfach auf eigene Faust, nur mit einem Reiseführer in der Hand erkunden und brauchen niemanden mehr, der uns wegen fehlender Sprachkenntnisse an die Hand nimmt – meistens jedenfalls. Das trägt natürlich sehr zur Zugänglichkeit der Stadt und damit diesem Teil Chinas bei.
Vielen Dank, Daniel, für die Einblicke! Wir wünschen Dir noch einen spannenden Aufenthalt in Shanghai.
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PS: Und wer sich auf Chinesisch im Reich der Mitte verständigen möchte, der sollte die Sprache vor Ort lernen mit Sprachreisen Chinesisch.