Shanghai - Zum einschlafen?!

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Ich verstaue meinen Rucksack mit sanfter Gewalt unter dem Sitz meines Vordermannes und falte meine Beine zusammen. Nicht einmal die Sicherheitsanweisungen habe ich gelesen, da dringt ein Geräusch an meine Ohren, das mich mental schneller nach China versetzt, als das Flugzeug meinen Körper dahin bringt: ein sanftes Schnarchen. Chinesen haben die bewundernswerte Fähigkeit überall zu schlafen, nicht nur im Flieger von Frankfurt nach Shanghai.

Die meisten Shanghaier wohnen weit außerhalb des Stadtzentrums. Um zu ihren Arbeitsplätzen zu kommen sind sie gut ein bis zwei Stunden unterwegs. Jeden Morgen zwischen 6 und 8 Uhr, wird deshalb in allen öffentlichen Verkehrsmitteln mit vereinten Kräften geschnarcht. Wer mit dem Moped oder Elektrofahrrad durch die Stadt kurvt singt gelegentlich, vermutlich um nicht einzuschlafen. Mich hat das kamikazemäßige Slalomfahren auf Shanghais Straßen jedenfalls noch nie dazu animiert ein Lied zu singen. Aber deutsches Liedgut wie „Im Frühtau zu Berge“ passt sowieso weniger nach Shanghai.

Der Frühling zieht gerade in Shanghai ein. Der Volkspark im Zentrum der Stadt ist zwar nicht als Oase der Ruhe bekannt, doch die ersten zaghaften Sonnenstrahlen motivierten gestern einen Chinesen zu einem ganz besonderen Balanceakt. Er machte es sich auf einer dicken Eisenkette gemütlich. Einen halben Meter über dem Boden gespannt begrenzt die Kette die Grünfläche. Das erinnert zwar entfernt an eine Hängematte, ist aber mit Sicherheit nicht sonderlich Rückenfreundlich. Mich plagen noch jetzt tiefe Schuldgefühle, denn keine zwei Sekunden nachdem ich aus sicherem Abstand ein Foto gemacht hatte, purzelte er von der Kette herunter.

Die Asiaten sonnen sich nicht gerne? Von wegen! Die Asiaten sonnen sich nicht gerne? Von wegen!

Ein anderer junger Chinese hockt auf dem Boden, friedlich schlummernd. In dieser Haltung würde der gemeine Europäer nach kürzester Zeit an heftigen Krämpfen leiden. Vorausgesetzt er würde vorher nicht einfach umkippen und davon rollen. Nicht so die Chinesen. Die Parkbänke sind alle besetzt. Entweder von frischverliebten Teenagern oder eben von entspannten Schläfern.

Ich würde sogar so weit gehen und behaupten der wirtschaftliche Erfolg Chinas ist zumindest teilweise auf die Fähigkeit zu effektiven Power-Nickerchen zurückzuführen. Während ich im Flugzeug mit eingeschlafenen Gliedmaßen kämpfte, minütlich meine Position änderte und mir wünschte, ich hätte doch Trombosestrümpfe gekauft, schlummerten meine Sitznachbarn zwölf Stunden durch. Wären sie nach der Landung meine Geschäftspartner hätte ich ihnen den deutschen Transrapid gegen ein handelsübliches Bett überlassen.

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