Gleich am Anfang wiederlegt der Autor Kai Strittmatter sieben gängige Vorurteile über China. Auf den folgenden 200 Seiten setzt er dann genüsslich rund zwei Dutzend neue in den Raum. Natürlich, nicht jeder Chinese definiert sich über seine Visitenkarte und nicht alle Mahjong-Spieler spielen das Spiel, weil die Steinchen so schön knallen. Doch zugegebenermaßen sind dies wohl die Eindrücke, die der gemeine Ausländer in China bekommt. Nun könnte man darüber debattieren, ob es ethisch vertretbar ist, ein Buch mit Vorurteilen zu füllen und auf wie viel Prozent der Bevölkerung diese Vorurteile nun zutreffen. Oder man kann einfach laut lachend genießen.
Strittmatter trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er das chinesische Essen in Deutschland dem echten chinesischen gegenüber stellt. Gleichermaßen ungenießbar sei das „westliche Essen“ in China. Strittmatter berichtet mit Grausen von einer „mit einem Eimantel umhüllten Ketchuptasche“, die er unter dem euphemistischen Namen „Omelette mit Toast“ vorgesetzt bekam. Wie im richtigen Leben in China (schon wieder ein Vorurteil) dreht sich auch in der Gebrauchsanweisung für China vieles ums Essen. Oder um die Stäbchen, mit denen die Köstlichkeiten verzehrt werden. Oder um den Tee und den Schnaps, mit denen man sie hinunterspült.
Besonders praktisch für jeden der eine Expedition ins fremde China wagt, sind auch die Geheimtipps am Ende des Buches. „Wie Sie in China eine Straße überqueren: Schauen Sie vor dem Überqueren einer Straße immer in beide Richtungen.“ Oder auch „Wo man Englisch spricht“ und „Wie Sie sich gut unterhalten“. Fest steht, dass alle in dem Buch beschriebenen Phänomene in China häufig vorkommen. Kai Strittmatter schreibt mit viel Humor und nimmt dabei Ausländer und Chinesen gleichermaßen aufs Korn. Im Anschluss an sein Sinologiestudium besuchte Strittmatter die Journalistenschule in München. Von 1997 bis 2005 arbeitete er als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Peking.
Die Gebrauchsanweisung für China ist wegen ihrer vielen kurzen Kapitel die ideale Reiselektüre, die man Häppchenweise abends im Bett oder auf einem langen Flug genießen kann. Ebenfalls von Kai Strittmatter geschrieben ist das Buch „Vorwärts Genossen! Chinesische Sternenfischer“. Eine Sammlung unterschiedlicher Reportagen. Manche sind sehr amüsant, z.B. die Erfahrungen des Autors mit chinesischen Banketten. Andere wiederum machen betroffen und traurig, wie der Bericht über das Dorf, in dem noch heute einige alte Frauen mit gebundenen Füßen leben.
Kai Strittmatter: "Gebrauchsanweisung für China". Piper Verlag 2004, 237 Seiten. ISBN 3-492-27525-7 und „Vorwärts Genossen! Chinesische Sternenfischer“ Picus Lesereisen 2003, 132 Seiten. ISBN 3-85452-778-0