Im ersten Teil seines Berichtes über die Reise entlang der Legendären Seidenstraße führte uns China Tours-Mitarbeiter Malte Gaack bereits von Peking bis zu den Mogao-Grotten in Dunhuang. Nun geht die Seidenstraßen Reise weiter:
Nachdem wir im letzten Bericht der alten Handelsroute von Peking bis tief hinein in die Provinz Gansu gefolgt sind, geht es nun in Chinas Wilden Westen. Die Provinz Xinjiang ist eine Autonome Region der Uiguren im äußersten Nordwesten der Volksrepublik China. Sie ist die größte Provinz Chinas und grenzt an ganze acht vorwiegend Zentralasiatische Staaten. Kein Wunder also, das auch die Bevölkerung in Xinjiang bunt durchmischt ist. Hier leben Uiguren, Han-Chinesen, Kasachen, Muslime der Hui-Nationalität, Kirgisen, Mongolen und viele andere Völker nebeneinander. Das auch dies ein Erbe der legendären Seidenstraße ist steht außer Frage.
Diese Mischung macht es besonders spannend, durch die Provinz zu reisen. Denn jede Volksgruppe hat ihre eigene Kultur und damit auch ihre eigenen kulturellen Bauwerke. Trotz der vielen verschiedenen Menschen ist Xinjiang dünn besiedelt und auch Landschaftlich lohnenswert.
Eigentlich wollten wir mit dem Nachtzug nach Turfan fahren, doch nun stehen wir am Flughafen Dunhuangs und warten auf einen Flieger nach Urumqi. Der Nachtzug fährt doch nicht und so mussten wir kurzfristig umdisponieren. Das Flugfeld ist leer, wir haben Zeit, denn der Flieger soll erst am Nachmittag kommen. Doch die nächsten Stunden tut sich erst einmal nichts. Unser Flieger steht mit technischen Problemen, so heißt es, in Xi’an. Langsam wird es dunkel. Nach einiger Zeit gehen plötzlich die Lichter des Flughafens an. Eine Maschine landet. Hektik auf dem Rollfeld, Passagiere und Flughafenpersonal wuseln umher. Doch unsere Maschine ist es nicht. Dann hebt das Flugzeug wieder ab und die Lichter gehen wieder aus. Es dauert noch ein Weilchen dann gehen die Lichter wieder an, nun können auch wir weiterreisen. Schwerverlegen hat uns eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft noch jedem einen 100 Yuan-Schein als Entschädigung für die lange Wartezeit in die Hand gedrückt, für chinesische Verhältnisse recht viel Geld, und sich bei allen entschuldigt. Wir aber reisen mit einer neuen Erkenntnis weiter, hier in Chinas Westen ticken die Uhren anscheinend anders.
Auf der Seidenstraßen Reise von Urumqi nach Turfan
Urumqi, die Provinzhauptstadt, empfängt uns wie die meisten chinesischen Großstädte. Während wir durch die Nacht fahren, zeichnen sich hinter dem Fenster schemenhaft Unmengen grauer Wohnblöcke und Industrie ab. Dann kommen wir dem Stadtzentrum näher, die Häuser werden höher, die Werbereklamen bunter, der Straßenverkehr dichter. Froh, endlich angekommen zu sein, fallen wir in unseren wohlverdienten Schlaf. Was wir in der Nacht zuvor nur im Schleier der Nacht erahnten, zeigt sich am nächsten Morgen in seiner ganzen Pracht. Vor unserem Hotelfenster erstreckt sich ein Häusermeer, es ist ein klarer Morgen, und am Horizont zeichnen sich Berge ab. Viel Zeit diesen Anblick zu genießen haben wir aber nicht, denn es geht schon früh los zu unserem eigentlichen Ziel, nach Turfan. Um uns die Provinzstadt in Ruhe ansehen zu können bekommen wir am Ende der Reise noch Gelegenheit genug.
Auf der Fahrt nach Turfan sehen wir wieder etliche Windkraftanlagen. Dann geht es weiter vorbei an beeindruckenden Berglandschaften bis wir schließlich unser Ziel Turfan erreichen. Auf den letzten Kilometern ist die Umgebung immer mehr zur Wüste geworden, hat die Temperatur außerhalb des klimatisierten Bus immer mehr zugenommen – Turfan liegt an einem der niedrigsten Punkte der Erde. Das gerade diese Umgebung ideal für den Anbau von Weintrauben ist – denn dafür ist Turfan in ganz China bekannt – denkt man nicht, aber wir werden bald eines Besseren belehrt. Und schmecken tun die Trauben, besonders getrocknet zu Rosinen in unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen.
Dass hinter dem Traubenanbau ein ausgeklügeltes und erstaunlich altes System von unterirdischen Wasserkanälen – den Karez – steckt, die das Tal mit einem leichten Gefälle aus den Flammenden Bergen speisen, finden wir bald heraus. Wie schwierig das Überleben in dieser unwirtlichen Region ist verdeutlichen gleich zwei große Ruinenstädte in der nahen Umgebung. Nur noch schemenhaft und mit einiger Phantasie erkennt man in den sich skurril auftürmenden verwitterten Lehmhügeln Wohnhäuser und Paläste. Mal mehr, mal weniger deutlich.
Dann dringen wir in die Flammenden Berge vor und stehen in einem langgezogenen Tal zwischen zwei roten Bergketten. Unter uns plätschert ein kleiner Fluss, der sich sein Flussbett zu einem Canyon gewaschen hat. Wie ein grüner Streifen wachsen links und rechts des Baches Büsche und Bäume – ein schmaler grüner Streifen in sonst sandsteinroter Berglandschaft. Genau hier haben einst buddhistische Gläubige Grotten in die Felswand gehauen und sie mit bunten Fresken und Figuren ausgestattet. Leider ist davon heute nicht mehr viel zu sehen, denn mehrere ausländische Expeditionen, darunter auch deutsche, Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts, schnitten die Fresken und Figuren aus dem Fels und schmückten mit ihnen heimische Museen. So ist es heute vor allem der Ort und die Landschaft an sich, die seine Besucher bezaubern und sie verstehen lässt, warum die buddhistischen Gläubigen sich gerade diesen Ort für ihre Grotten aussuchten. Die Sonne geht nun langsam unter und färbt die Landschaft in ein noch kräftigeres flammendes Rot. Die Berge brennen und wir ziehen weiter, gen Westen, der Seidenstraße hinterher.
Alle Infos zu unserer Reise Legendäre Seidenstraße finden Sie hier.
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