Die Kugel rollt, zuerst schnell, dann immer langsamer, bis sie schließlich klackernd zum Stehen kommt. Rien ne va plus. Chips werden einkassiert, ausgeteilt. Kaum einer der vornehmen Damen und Herren um den Spieltisch verzieht eine Miene. Dann geht es wieder von vorne los. Schwarz oder Rot? Die Drei oder die Fünfzehn? Das sind die Fragen, die Macao bewegen. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, Non-Stop.
Macao hat Las Vegas schon längst überholt. Die Hauptstadt der Glücksritter an der Küste zu China macht mit den Spielern mehr Umsatz als Vegas und Atlantic City zusammen. Roulette, Blackjack und einarmige Banditen sind für 50% der Wirtschaftkraft verantwortlich. Es gibt über 30 Kasinos. Die Konkurrenz ist groß, die Nachfrage aber auch. Am beliebtesten sind die Kartenspiele und hier insbesondere Baccarat.
Seit 1850 ist das Glücksspiel in Macao legal und auch nach der Rückgabe der portugiesischen Kolonie an China hat sich an der rechtlichen Situation nichts geändert. Seit 2002 sind auch internationale Anbieter zugelassen. Seitdem haben sich die Kasinos vermehrt und sie werden immer größer.
Vierzig Stockwerke hoch erhebt sich das Venetian Macao auf der Kasinomeile, dem Cotai Strip. Das größte Kasino der Welt! Hier arbeiten 15.000 Menschen, das sind 5% der Arbeitskraft Macaos. Das Venetian Macao lockt seine zahlungskräftigen Gäste mit 1.150 Spieltischen, 7.000 einarmigen Banditen und 350 Geschäften. Rund um die Uhr wird in den fensterlosen Marmorhallen gezockt. Wer ein paar Stunden Ruhe braucht, der kann sich in eine der 3.000 Hotelsuiten zurückziehen. Gondeln, Kanäle und protzige Goldstatuen verleihen diesem Ort der Superlative ein barockes Flair.
Macaos Kasinos heißen alle willkommen und verlangen keinen Eintritt. Die einzige Voraussetzung sind angemessene Kleidung und Volljährigkeit. Die meisten Spieler kommen vom chinesischen Festland, gefolgt von Touristen aus Hongkong, Taiwan und Japan. Doch natürlich gibt es bei all dem Glanz und Glamour auch Schattenseiten. Ein Großteil der Bewohner Macaos verdient ihr Geld in den Kasinos. Es gibt große Einkommensunterschiede und die Inflation ist hoch. Sucht ist ein dringliches Thema. Schüler brechen ihre Ausbildung ab, da sie in den Kasinos schneller und leichter zu Geld kommen. Die Mieten in Macao steigen, für viele sind sie nicht mehr bezahlbar. Doch ein Verbot des Glücksspiels wäre erst recht der Untergang von Macao. Außerdem steigen auf dem chinesischen Festland die Löhne. Die Menschen haben mehr Geld, das sie gerne noch weiter vermehren wollen. Und solange die Regierung kein „Rien ne va plus“ ausspricht, werden die Roulettekugeln weiterrollen.