Yunnan – Es sind die Begegnungen

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In ihrem Reisebericht beschreibt China Tours Mitarbeiterin Nicol Hartz ihre Erlebnisse in der südchinesischen Provinz Yunnan:

Es sind die Begegnungen, die das Reisen ausmachen. In Yunnan reiste ich nicht mit Gleichgesinnten (Westlern), wie sonst so oft unterwegs. Ich reiste mit einem Chinesen aus Kanton, kam „ins Gespräch“ (so gut es ging) mit uralt scheinenden Dorfbewohnern am Erhai-See, erholte mich bei einer Familie der Bai-Minderheit in den Bergen, beobachtete die fröhlich tanzenden Naxi (Minderheit in Lijiang), ließ mich verzaubern von der Mystik der tibetischen Minderheit und machte einen Tagesausflug mit einer chinesischen Großfamilie. 100% China! Ein buntes Programm in der Provinz, in der die meisten der 55 Minderheiten Chinas leben.

Alles begann in Kunming, der Hauptstadt Yunnans. Hier traf ich auf Stephen (sein chinesischer Name war zu kompliziert für mich). Stephen lebt und arbeitet in Kanton und war 2 Wochen auf Entdeckungstour im eigenen Land unterwegs. Wir entschieden, ein Stück gemeinsam zu reisen. Wir profitierten beide von unserer interkulturellen Reisegemeinschaft. Stephen war für die Organisation zuständig und ich dafür, neben ihm eine gute Figur zu machen und seine Englischkenntnisse zu trainieren. Wir zogen zunächst nach Dali – hier lebt die Bai-Minderheit. Am Rande des trubeligen Altstadtrummels und in den Dörfern des naheliegenden Erhai-Sees entdeckten wir das Leben der Bai.

Fischer am Erhai-See Yunnan Fischer am Erhai-See

Weiter auf den Spuren der Bai-Minderheit machten wir Station in Nuodeng. Ein Dorf, irgendwo in den Bergen, in dem noch Esel und Pferde als Transportmittel dienen – eines der ältesten Bai-Dörfer Chinas. Unser Gepäck mussten wir selbst den Berg hinauf tragen. Stephen hatte seinen kleinen schwarzen Rollkoffer bei sich. Der Sohn unserer Gastfamilie half ihm tragen. Ich schleppte meine 20Kilo allein. Dennoch war es Stephen, der unentwegt Geräusche unendlicher Erschöpfung von sich gab. Er prustete und keuchte mit jedem Schritt ein wenig lauter. Endlich angekommen, bezogen wir unser Zimmer. Die Betten –  lediglich ein Brett mit einer Decke, die als Matratze diente. Die Toilette – eine Loch in einem Holzhäuschen neben dem Schweinestall. Die Aussicht auf die umliegenden Berge sowie die allabendliche Stille hingegen waren einmalig. Unsere Gastgeberin kochte jeden Tag für uns – alles aus Eigenproduktion. Lediglich den Reis kaufte die Familie auf dem Markt. Tagsüber erkundeten wir die kleinen Gassen des Dorfes, besuchten den Markt in der naheliegenden Stadt und waren zu Gast bei einer Hochzeit im Dorf.  Abends lauschten wir den Erhu-Klängen (traditionell chinesisches Instrument) des Großvaters und genossen die Aussicht. Wunderbar einfach dieses chinesische Dorfleben. Es braucht nicht viel zum glücklich sein.

Naxi beim Tanz Naxi beim Tanz

Kontrastprogramm: Wir landeten in Lijiang. Eine Stadt, in der die Naxi zu Hause sind. Eine tanzwütige Minderheit, die ihre eigene Schrift (Dongba) entwickelt hat und noch heute nutzt. Lijiang ist berühmt für die wohl schönste chinesische Altstadt, jedoch überfüllt mit chinesischen Touristen. Hunderte von Chinesen quetschen sich mit ihren Schatten spendenden Sonnenschirmen durch die Gassen, kaufen kitschige Souvenirs oder geben ihre Karaoke-Gesangsküste in einem der zahlreichen überteuerten Restaurants zum Besten. Eine absolut andere Art das Reich der Mitte zu erleben und dennoch 100% China. Lange verweilten wir hier nicht. Doch in der unmittelbaren Umgebung gibt es einige kleine Orte, die weniger bekannt sind, wie z.B. Shuhe im Norden Lijiangs – ein Fluchtversuch von den erdrückenden Touristenströmen. Ab hier begann die eigentliche Challenge für mich. Ich trennte mich von Stephen, der zuvor alles organisierte. Schon am ersten Tag landete ich natürlich nicht dort, wo ich hin wollte. Der Taxifahrer brachte mich zum falschen Busbahnhof. Da es weit und breit keinen Menschen gab, der die englische Sprache beherrschte, verpasste ich den Bus und musste meine Pläne sehr spontan ändern.

junger Mönch vorm Kloster in Zhongdian, Yunnan junger Mönch vorm Kloster

So entschied ich mich nach Zhongdian zu fahren, auch Shangri La genannt – nach dem Paradies aus dem Buch („Lost Horizon“) des englischen Schriftstellers James Hilton. Die tibetische Minderheit verleiht der Gegend einiges an Mystik

und Einzigartigkeit. Bunte Gebetsfahnen, tibetische Häuser, endlose Steppen, und stämmige Yaks, die gemütlich im

Grünen grasen. Aufgrund der Höhe lagen die Temperaturen weit unter meiner mitgeführten Ausstattungsmöglichkeiten. Ich besuchte den wohl bedeutendsten Tempelkomplex Südwestchinas – Ganden Sumtseling Gompa. Da die Touristen erst gegen späten Nachmittag kamen, war ich nahezu allein unter Mönchen und Einheimischen der tibetischen Minderheit.

In einem chinesischen Restaurant außerhalb der touristischen Altstadt kam ich am Abend ins Gespräch mit einem jungen Chinesen aus Yunnan. Zumindest versuchten wir es mit Händen und Füßen. Ich saß allein am Tisch und aß Qié zí (Gebratene Aubergine). Er setzte sich zu mir und schob vorsichtig seine Gerichte in meine Richtung. So aßen wir gemeinsam und teilten unser Essen. Jeden, der ins Restaurant kam, fragte er ob er Englisch könne –  vergebens.

Ausflug mit der Großfamilie in Yunnan Ausflug mit der Großfamilie

Endlich betrat eine chinesische Großfamilie das Restaurant. Ein junges Mädchen konnte Englisch und übersetzte geduldig jede Frage, die mein Gegenüber hatte. Letztlich stand das ganze Restaurantpersonal, die chinesische Großfamilie und alle anderen Schaulustigen um uns herum und lauschten unserer Unterhaltung. Ein neugieriges Volk, die Chinesen. Am Ende wurde ich von meinem Tischnachbarn zum Essen eingeladen und von der chinesischen Großfamilie zu einem Ausflug am Folgetag.

So fand ich mich auf der Rückbank eines Landrovers mit drei chinesischen Kindern wieder auf den Weg zum Podatso Nationalpark. Ich erlebte einen tollen Tag in einer malerischen Landschaft. Der Ausflug gestaltete sich typisch chinesisch. Ein Foto am Eingang einer jeden Sehenswürdigkeit war obligatorisch und anstatt zu laufen, wurde der Bus oder das Boot bevorzugt.

Nach ca. 2 Wochen neigte sich meine Zeit in Yunnan dem Ende. Wieder einmal bestätigte es sich: Es sind nicht immer die Orte, die das Reisen ausmachen, sondern die Menschen, denen man unterwegs begegnet. Sei es ein flüchtiges Lächeln von einer Marktfrau, der Kommunikationsversuch mit dem jungen Chinesen aus dem Restaurant oder ein Ausflug mit einer chinesischen Großfamilie.

Mit China Tours können Sie Land und Leute in Yunnan z.B. auf unseren Rundreisen "Mythos Shangri-La" und "Traumhafter Südwesten" erleben!

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