Zwei Mal pro Jahr schreibt China Tours ein Nachwuchsstipendium für angehende Journalisten aus, die für unser Online-Magazin live aus China berichten. Diesmal berichtet Ceyhun - Yakup Özkardes aus der subtropischen Stadt Xiamen in der Provinz Fujian. Wie er auf die Stadt kam und warum er sich für China entschieden hat, finden Sie in seiner Eröffnungskolumne.
Er zieht genüsslich an seiner Zigarette und legt eine rhetorische Pause ein, um endlich den Rauch wieder auszublasen. Die Antwort kommt mit einer Lässigkeit die mich schmunzeln lässt: „Die chinesische Kultur ist heute mindestens viertausend Jahre alt, die Schriftzeichen stammen aus dem Jahr dreitausend vor Jesus Christus.“ Sprecher ist Bundeskanzler a.d. Helmut Schmidt, der Auftritt zusammen mit Kurt Biedenkopf und Frank Sieren als Moderator blieb mir im Gedächtnis. Das neue Buch von Schmidt und Sieren wird kurz erwähnt – „Nachbar China“. Sofort stürme ich zum Schreibtisch und kritzele eilig den Buchtitel auf ein abgetrenntes Stück Papier. Sie können sich vorstellen, ich verschlang das Buch und nicht nur dieses. Ich wurde nicht nur ein Fan von Helmut Schmidt sondern es entstand, zunächst auf unbewusste Weise, ein Interesse an China und so las ich auch die anderen Bücher von Frank Sieren über China.
Ich wurde nicht nur ein Fan von Helmut Schmidt; es entstand auch ein Interesse an China
Es ist das Jahr 2008, die Olympischen Sommerspiele in Peking beginnen und ich bin – nein, nicht vor Ort. Ich stehe in der Redaktion meiner Lokalzeitung als Praktikant, und wir schauen alle zusammen, zumindest die erste Zeit, die Eröffnungszeremonie in einem Röhrenfernseher an. Der alte Laminatboden knarzt weil andere Redakteure ungeduldig zappeln und lieber ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen möchten. Fast die komplette Redaktion wirft immer wieder Blicke auf die Feier, die für sie nebenher läuft, doch ich muss mich regelrecht wieder zur Arbeit zwingen. Was für ein Aufwand betrieben wurde für die Olympischen Spielen, wie groß alles ist und dann auch diese Performance mit all den Menschen - unglaublich.
Und da sehe ich sie wieder. Die Eröffnungszeremonie der Sommerspiele 2008 – doch diesmal bin ich selber im Stadion in Peking. Auf einer mehrere Stockwerke großen Leinwand, wird in Dauerschleife, die Zeremonie von 2008 gezeigt. Da klebe ich an Ort und Stelle, wie damals als Praktikant in der Redaktion. Für mich stellt der Besuch im „Birds Nest“ den Höhepunkt der Reise mit dem Konfuzius Institut dar. Beim sogenannten Summer Camp wird eine bunte Gruppe aus China Interessierten auf eine Kulturreise ins Reich der Mitte geschickt. In der Gruppe fühlt man sich bekanntlich besser aufgehoben als ganz alleine und deshalb hatten wir, meine Freundinn und ich, uns für diese sanfte Einführung in eine andere Kultur entschieden. Diese Einführung hatte es in sich. Ein Marathon an Sehenswürdigkeiten. Angefangen bei der Verbotenen Stadt, der Großen Mauer (Den Sonnenuntergang, wie man ihn bei China Tours auf vielen Reisen erlebt, konnten wir leider nicht genießen) bis zu den Ming Gräbern hatten wir ein straffes Programm.
Ein straffes Programm in Peking; Die Verbotene Stadt, die Große Mauer und die Ming Gräber
Nach vier Tagen Hardcore Peking war es an der Zeit, zumindest aus Sicht der Gruppenleitung, nach Xiamen zu fliegen. Xiamen liegt an der Südküste von China in der Provinz Fujian und wir brauchen drei Stunden mit dem Flugzeug. Wir fliegen drei Stunden und sind immer noch im selben Land - eine neue Erfahrung für mich.
Von Xiamen habe ich das erste Mal während meines Studiums gehört. Die Uni in Xiamen schickt jedes Jahr Austauschstudenten an die Uni Trier. Eine davon war auch meine Sprachpartnerin, die mir sehr viel über die Stadt erzählt hat. Neugierig geworden recherchierte ich etwas und war baff. Was für eine schöne Stadt Xiamen doch ist; ich hörte auf mein Bauchgefühl und entschied mich dort zu studieren. Bewerbung am Austauschprogramm der Universität Trier folgte daraufhin und ich wurde genommen. Aber ich suchte weiter und las vom Reisestipendium von China Toursund bewarb mich auch dafür – ebenfalls erfolgreich.
Das Flugzeug in Richtung Xiamen beschleunigt und hebt ab, es reißt mich wieder in die Realität. Ich presse meine Hand fest an die meiner Freundin neben mir und lächle ihr etwas verkrampft zu. Ich fliege nicht wirklich gerne. Aus dem Fenster schauend sieht man nur eine weiße Suppe die uns die Aussicht auf Peking stiehlt. Das Flugzeug stabilisiert sich und richtet sich wieder gerade. Ich merke wie mein Puls sich wieder normalisiert, entspanne mich und schlafe ein – die Anstrengung der letzten Tage holt mich ein.
BLING … das Lämpchen zum anschnallen der Gürtel leuchtet auf und zerrt mich wieder in die Realität. „Wir befinden uns um Landeanflug auf Xiamen, bitte vergewissern Sie sich, dass ihr Anschnallgurt.…“ Ja, ja das kennt man schon.
Willkommen in Xiamen - der saubersten Stadt Chinas
Willkommen in Xiamen, der saubersten Stadt Chinas (mehrfacher Preisträger). Tatsächlich, denn bei der Ankunft sehen wir einen strahlend blauen Himmel und die Luft kann ich hier sogar tief einatmen. Es geht zur 夏大 XiaDa, der Universität Xiamen, um im nahe gelegenen Hotel einzuchecken. Trotz Müdigkeit ist eine erste Entdeckungstour durch den Campus selbstverständlich. Palmen, vermischter westlicher und östlicher Baustil und jede Menge Touristen laufen und fotografieren auf dem Campus Gelände. Die Stadt ist beliebt, auch bei Einheimischen. Es gibt hier viel zu entdecken und ich freue mich auf die zahlreichen Abenteuer.
Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch Xiamen und Fujian in meiner Kolumne „Post aus China“. Als leidenschaftlicher Briefeschreiber habe ich diesen Namen ausgesucht um auch Ihnen ganz individuelle und geheime Tipps und Ratschläge für ihre persönliche Reise für China zu geben.