Ohne besondere Vorkommnisse erreichen die Teams der New Silk Road Rallye Astrachan, einen Ort kurz vor der kasachischen Grenze, an der Wolgamündung des Kaspischen Meers. Ca. 4.670 km haben sie nun bereits zurückgelegt.
Bevor es am folgenden Tag nach Kasachstan weiter geht, verbringen die Teilnehmer hier einen „autofreien“ Tag, machen eine Stadtbesichtigung und fahren mit kleinen Booten im Wolgadelta. Auf dem Weg zum Grenzübergang ist die kleine Brücke, über die die Stadt verlassen werden soll, gesperrt und die Teams müssen auf eine gewagte, aber interessante, lange Pontonbrücke ausweichen. Nur die Fahrer sitzen im Auto, Beifahrer müssen zu Fuß gehen.
Grenzübergang Russland – Kasachstan
Nach der Grenze beginnt ein Höllentrip. Die russischen Grenzsoldaten haben schon versucht die Gruppe mit wilden Handzeichen vor der Straße zu „warnen“. Weit über 100 km Krater an Krater. Aber nicht so, wie sich ein Deutscher Schlaglöcher vorstellt. Mit 10-15 km/h muss man sich einen Weg suchen, Stoßdämpfer knallen, Reifen wollen platzen - es gibt die ersten Ausfälle: drei Autos bleiben liegen und brauchen Hilfe. Jede Unaufmerksamkeit wird mit einer Panne bestraft. Mit diversen Schäden und Ausfällen ist der Weg ein Wettlauf gegen die Dunkelheit und dunkle Regenwolken. Das Serviceteam ist noch lange auf der Strecke und hilft denen, die liegengeblieben sind.
Vom Atyrau nach Kulsary
Atyrau liegt am Uralfluss. Hier treffen sich Europa und Asien. Während einige Teilnehmer Sightseeing machen, müssen fünf Autos in die Werkstatt bevor es dann 223 km weiter, nach Kulsary geht.
Grenzübergang Kasachstan – Usbekistan
Miserable Straßen
Am Freitag den 13. fahren die Teams dann zum Grenzübergang nach Usbekistan. 60 km vor der Grenze ist die letzte Tankmöglichkeit für insgesamt 550 km. Volltanken, auch die Kanister! Es wartet die erste Wüste und eine Übernachtung in einem Teehaus. Einfach, dafür aber mit grandiosem Sternenhimmel.
Die Strecken vor und nach den Grenzen sind in dieser Region scheinbar schon aus Prinzip miserabel. Vermutlich haben diese Staaten kein sehr großes Interesse am Warenaustausch untereinander. Der Tacho zeigt mal 20 km/h oder auch nur 15 km/h. Drei Teams sollen an diesem Tag den Straßenkonditionen noch zum Opfer fallen. Die Grenzabfertigung dauert drei Stunden, obwohl die Teams der Rallye eine Sonderabfertigung bekommen. Lkw-Fahrer warten manchmal drei Tage.
Nach dem Grenzübergang sind es noch 160 km bis zum Teehaus, das einsam in der Wüste, aber an der Straße liegt. Die ersten 60 km ist die Straße wieder schlecht, später dann überraschend gut befahrbar. Kurz vor der Dunkelheit treffen alle ein. Geschlafen wird in Gemeinschaftsunterkünften, manche Zimmer haben sogar eine Toilette und Dusche.
Fahrt nach Nukus
Morgenstimmung in der Wüste. Kalt. Kamele bevölkern die Straße. Überhaupt ist auf diesen Straßen sehr wenig Verkehr. Bei Schlaglöchern kann sogar auch auf die linke Straßenseite ausgewichen werden. Die Landschaft wird immer grüner. Hier gibt es Flüsse und Wasser für die zahlreichen Baumwollfelder. Auch ein Grund, warum der Aralsee immer kleiner wird. Die Menschen sind sehr freundlich und lachen viel.
Benzinbeschaffungschaos in Nukus
Nukus hat 230.000 Einwohner - aber kein Benzin. Unvorstellbar! Alle Teams haben die Stadt mit dem letzten Tropfen Sprit erreicht und wollen tanken. Die Tankstellen sind geschlossen. Benzin gibt es nur auf dem Schwarzmarkt. China Tours Reiseleiter Andy organisiert den „Dealer“. Der will den doppelten Preis als üblich! Dollar? Euro? Fehlanzeige! Es muss in So’m bezahlt werden, die aber noch niemand besitzt. So’m gibt es auf dem Schwarzmarkt! Es beginnt ein munteres Durcheinander. So’m? Benzin? – was ist die richtige Reihenfolge?
Die größten Geldscheine sind 1.000 So’m, und diese haben immerhin einen Gegenwert von 0,33 €. Für das Geldzählen benutzt das Hotel eine professionelle Maschine, wie es sie in Deutschland bei Banken gibt. Einige hundert Liter Benzin werden im Geländewagen in Fässern angeliefert, in 5 Liter Plastikflaschen abgefüllt - und gelangen so in die Tanks. Über die Benzinqualität kann nur spekuliert werden. 80 Oktan? Oder 91 Oktan, wie der Schwarzmarkthändler behauptet?
Khiva
Mit ausreichend “Schwarzbenzin” im Tank folgt die Rallye der alten Route der Seidenstraße nach Khiva. Sie überqueren den Amudarja. Die wasserführende Lebensader dieser nun schon dichter besiedelten Region. Statt Steppe und Sand nun grüne Landschaft und viele Menschen.
Khiva ist klein, aber heimelig. Früher war sie eine der ersten bedeutenden Handelsplätze an der Seidenstraße. Der amtierende Khan konnte sich einen beeindruckenden Harem leisten. Typisch: die Koranschulen, die man hier Medresen nennt. Blaue Majolikafliesen, wunderschöne Ornamente, Innenhöfe. Bunt gekleidete Menschen, vor allem die Frauen. In den Nebenstraßen das wahre Leben! Kinder spielen und es wird in großen Bottichen auf der Straße gekocht.
Als nächstes geht es für die Rallyeteilnehmer dann weiter nach Buchara und Samarkand.
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