Nationalpark Zhangjiajie: Das Wandern ist des Wangs Lust

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Die studierte Sinologin Susanne Brudermüller ist seit 1982 immer wieder in China unterwegs. In dieser Kolumne erzählt sie von ihrer Wanderung im Nationalpark Zhangjiajie.

Verfasst von Susanne Brudermüller

Das Wandern ist des Wangs Lust … Diesen Eindruck haben wir – mein Partner und ich - sehr schnell gewonnen, als wir an unserem Ziel, dem Nationalpark Zhangjiajie, angekommen sind. Die Größe des Naturparks ließ uns annehmen, dass sich, wenn dort überhaupt Wanderer anzutreffen wären, dies allenfalls einige wenige Ausländer sein würden, die sich abseits der Touristenpfade auf China und seine Landschaft einlassen würden. Herr Wang, Frau Li, Familie Zhang in großen Wandergruppen hoch oben auf den Bergen.  Alle mit der Seilbahn hinaufgefahren. Bunte Wimpel der Gruppenführer, Megaphone …

Zhangjiajie steht nicht im Reiseführer

Wie waren wir bei der Planung unserer letzten Chinareise 2012 überhaupt auf Zhangjiajie gekommen? Aus einem Artikel über den computeranimierten Film „Avatar“, den wir uns in 3D angesehen hatten, erfuhren wir, dass die Berge darin in Zhangjiajie aufgenommen worden waren und im Film zu den „schwebenden Bergen“ geworden sind. Diese Berge wollten wir unbedingt in natura sehen. Zhangjiajie, in Mittelsüdchina in der Provinz Hunan gelegen, stand in keinem der gängigen Chinareiseführer und wurde damit für uns als Reiseziel noch interessanter. Das Internet lieferte die grundlegenden Informationen: Zhangjiajie heißt der Nationalpark, ebenso die bezirksfreie Stadt, die angeflogen wird. Der Nationalpark ist Teil des Landschaftsgebiets Wulingyuan, das seit 1992 zum UNESCO-Welterbe gehört.

Wandern in China 3

Mit dem Bus zum Nationalpark

Vom zentralen Busbahnhof in der Stadt Zhangjiajie fahren Busse zum Nationalpark. Nur welcher Bus war der richtige? Trotz Chinesischkenntnissen kamen wir nicht an all die Informationen, die wir gebraucht hätten: Wo müssen wir aussteigen? An welchem der Eingänge in den Nationalpark würden wir ankommen? Ein fliegender Händler verkaufte uns für 1 Yuan noch schnell einen Plan vom Nationalpark. Umgestiegen, am gewünschten Eingang angekommen und nach dem Kauf der Eintrittskarten ging es mit einem Bus weiter.  In der Seilbahn legt sich unsere Anspannung und wir genießen die ersten Blicke auf die steilen Berge.

Bayerische Wandererfahrungen…

Keine Stille, um die herrliche chinesische Pinsellandschaft in sich aufzunehmen. Es gibt sie also tatsächlich – die säulenförmigen Berge mit der einzelnen knorrigen Kiefer darauf. Chinesische Maler haben diese Natur nicht erfunden, nicht einmal idealisiert. Ein Chinese nach dem anderen drückt uns an das Holzgeländer, das alle Wanderwege und Ausblicke sichert und so täuschend echt aussieht, aber aus Beton ist.

Wir beschließen, unseren Vorstellungen vom Wandern zu folgen, die Route zu festzulegen, nach Wegweisern Ausschau zu halten und eine Wanderkarte zu kaufen. Die kleinen Übersichtstafeln an den Wegkreuzungen werden uns schon weiterhelfen. Bestimmt können wir uns auf Ab- und Seitenwege begeben. So wie wir es in Bayern immer wieder schaffen, indem wir eben nicht die beliebtesten Wanderungen wählen, sondern die weniger bekannten, auf denen wir nicht selten alleine unterwegs sind. Sowohl die Übersichtstafeln als auch die Wanderkarte stellen sich als recht idealisierte Darstellungen heraus und eignen sich leider nicht als Orientierung. Fehlende Höhenmeterangaben erschweren die Zeitplanung und die Einschätzung der Kräfte.

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Individuelle Wege mit moderner Technik

Der Masse an Chinesen folgen, die sich auf den offiziellen Wanderwegen, den gut ausgebauten und befestigten Betonwegen, zum nächsten Punkt bewegen? Oder doch individuelle Wege versuchen? Unser GPS-Navigationssystem, das sogar OSM-Karten lesen kann, erweist sich als die geeignete Hilfe. Idealerweise verwendet man ein Outdoor-GPS, das eine „Track-back-Funktion“ auch ohne Kartenmaterial anbietet. Eine Rückkehr auf demselben Weg ist damit gewährleistet. Ein gesperrtes Militärgebiet am Ende unseres Abstiegswegs im Nationalpark Zhangjiajie wurde damit nicht zum unüberwindlichen Hindernis.

Wandern auf Chinesisch

Wir haben es zwischendurch geschafft, fast alleine zu sein. Ja, auch des Wangs Lust ist das Wandern, wenn auch ganz anders als nach unseren deutschen Vorstellungen. Beobachten wir also Chinesen, was sie oben in den Bergen tun. Kein Chinese geht alleine oder in einer kleinen Gruppe in die Berge, sondern nur mit einer großen Reisegruppe. Der Reiseleiter wird den schon Weg wissen…  Fotos von der Familie machen vor der herrlichen Bergkulisse, da ein kleines Souvenir kaufen, gebratene Nudeln essen und weiter geht`s.

Wie unterschiedlich sind chinesische und deutsche Vorstellungen vom Wandern! Aus Zeitknappheit und Bequemlichkeit werden die längeren (Rund-)Wege von chinesischen Gruppen meist gemieden. Uns Deutsche reizen dagegen Tagestouren und die körperliche Anstrengung. Suchen wir die unberührte und wilde Natur und berührt sie unser Herz, so begeistern sich Chinesen für gestaltete Natur. Deren höchster Ausdruck sind chinesische Gärten. Mit Bergen und Wasser als den hauptsächlichen Gestaltungselementen bilden sie die Natur im Kleinen ab.

Wandern in China

Abseits chinesischer Megastädte

Die Wanderungen im Nationalpark Zhangjiajie haben wir sehr genossen. Die Landschaften sind für uns ganz wesentlich China. Die Bilder von den Bergen teils in Dunst und Nebel haben sich uns eingeprägt. Wir haben Chinesen in den Bergen erlebt. Bisher sind wir ihnen vor allem in den Megastädten begegnet. Und wir wollten ausprobieren, ob Wandern in China möglich ist.

Unser Tipp: Bei Touren abseits von Touristenpfaden sich am besten von Insidern, z.B. Reiseveranstaltern, beraten lassen oder sich einen vertrauensvollen Führer vermittlen lassen. Die Handy-Nummer eines englischsprachigen Führers oder Taxifahrers beruhigt ungemein, wenn kein Weg zurückführt, und man sich abholen lässt.

© Susanne Brudermüller M.A.

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