Die Innere Mongolei im mittleren Norden Chinas ist landschaftlich von Wüsten und Grasebenen sowie traditionellen Lebensweisen vielerorts geprägt, was einen Ausflug in die autonome Region zum besonderen Erlebnis macht.
Im Sommer lebt das Grasland auf, wenn das Naadam-Fest gefeiert wird
Entfernt man sich wenige Autostunden von der Provinzhauptstadt Hohhot, gelangt man ins Xilamuren Grasland. Ausflüge in die Graslandschaft sind im Sommer und Herbst bei angenehmen Temperaturen am schönsten, wenn die Tierherden im saftigen Grün unter blauem Himmel grasen. Mitte Juli werden auch hier die abwechslungsreichen Naadam-Festivitäten zum Nationalfeiertag der Mongolei ausgetragen, dabei gibt es traditionsgemäß Ringkämpfe, Pferderennen, Bogenschießwettbewerbe und vieles mehr zu sehen.
Angekommen auf dem platten Land, reicht der Blick weit über die samtgrüne Steppenlandschaft. Die Grasebenen scheinen sich unendlich bis in die Ferne zu erstrecken. Kleine Orientierungspunkte stellen vereinzelte Jurten dar, in denen nach wie vor vereinzelt Familien leben sowie einige Pferde und Schafsherden, die sich an Wasserlachen tränken – die perfekte Idylle.
Die Jurte: Wohnung zum Mitnehmen
Die Jurten (typische Behausung der damaligen Nomaden, auch „Ger“ genannt) bestehen traditionell aus einem einfachen Holzgerüst. Das mit mehreren Woll- und Stoffschichten abgedeckt, gedämmt und abschließend mit einer wasserfesten weißen Plane und einer kleinen hölzernen Eingangstür versehen wird. Häufig steht im Inneren ein Herd zum Kochen und Heizen bereit. Dann ragt aus der Mitte des Daches ein kleines Ofenrohr für den Abzug heraus. Hinzu kommen einfache Möblierung und Schlafgelegenheiten für die ganze Familie.
Eine Jurte lässt sich schnell auf- und abbauen und ist leicht zu transportieren. Da die Nomadenvölker damals mit ihrem Hab und Gut je nach Jahreszeit in wärmere Regionen gezogen sind. Noch heute leben einige Familien in ihren Hütten und versorgen sich zum Großteil selbst, vor allem an entlegeneren Stellen, wo weit und breit keine Städte zu erreichen sind.
Es gibt die Möglichkeit selbst das Leben in der Jurte mitzuerleben und in einer Jurte bei den Einheimischen zu übernachten und die traditionelle mongolische Küche zu genießen. Typischerweise werden Lammfleischgerichte mit Kartoffeln oder Nudeln und Buttertee angeboten. Gemüse und Obst kommen aufgrund fehlender Anbaumöglichkeiten nur sehr selten auf den Tisch.
Dabei sollte man sich nicht auf die groß angelegten touristischen „Jurtencamps“ einlassen, wo von Ruhe und Einsamkeit nicht viel übrig geblieben ist. Denn eine Jurte steht dicht an der anderen. In den touristischen Zentren wird man jedoch mit einem bunten kulturellen Angebot auch abseits des Naadam-Fests versorgt. Regelmäßig werden Shows veranstaltet mit mongolischen Folkloretänzen, Wrestlingvorstellungen und Pferderennen. Diese Aktivitäten leiten sich aus den alten Freizeitbeschäftigungen und Traditionen der Nomaden ab.
Hauptwirtschaftszweig in der Mongolei (Inneren und Äußeren) ist die Viehzucht, hauptsächlich mit Ziegen, Yaks, Pferden, Schafen und Kamelen. Somit gibt es ein Vielfaches an Tieren im Vergleich zur Einwohnerzahl der Region. Der wachsende Tourismus bringt einigen Gegenden nach und nach zusätzlich ein wirtschaftliches Standbein. Ein Touristenanziehungspunkt ist zum Beispiel der am Xilamuren Fluss gelegene Lama Tempel aus der Qing Dynastie, der jährlich zahlreiche Besucher anlockt.
Althergebrachtes von Schamanismus bis Sterndeutungen
Hin und wieder sieht man einen Steinhaufen auf der Wiese. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen Owoo, einen heiligen Platz der Schamanen. Der Brauch besagt, wer den Steinberg drei Mal umkreist und bei jeder dieser Runden einen weiteren Stein darauf wirft, dem wird Glück wiederfahren. Die Steine stehen symbolisch für die Opfergaben, die auf Schamanenriten der indigenen Völker zurückzuführen sind. Somit wachsen diese Häufchen immer weiter.
Verschiedene Bräuche der naturverbundenen Religion variieren je nach Völkerstamm, sie alle beruhen jedoch auf dem Prinzip der drei miteinander verbundenen Welten des Universums, der Oberwelt: den Göttern, der Mittelwelt: den Menschen und Tieren sowie der Unterwelt: den Geistern und Toten. Mithilfe dieser Bräuche und Riten, wie z.B. Opfergaben soll das ökologische Gleichgewicht zwischen den Welten erhalten bleiben.
Das Grasland erkundet sich am besten zu Fuß, per Kamel oder auf dem Pferderücken, wo man nun viele Stunden in die Weite laufen oder reiten kann. An einigen Orten werden geleitete Ausritte für die Besucher organisiert. Außerdem kann man sich im Pfeil und Bogen Schießen üben, sich an schamanischen Riten beteiligen oder den traumhaften Sonnenuntergang beobachten, wenn das Gras im gelben Licht der Dämmerung leuchtet, bis schließlich die Sonne am Rand des Horizonts untertaucht. Bestenfalls befindet man sich dafür in der Nähe der Übernachtungsjurte, da sich in der tiefschwarzen Dunkelheit des Graslands keinerlei richtungsweisende Punkte mehr bieten und man Gefahr läuft, lange umher zu irren, bis der Rückweg auf dem weitläufigen Terrain gefunden ist.
Bei kompletter Dunkelheit ist das Betrachten des wunderschönen Sternenhimmels ein unvergessliches Erlebnis und bietet Raum für Sterndeutungen. Da keine Lichtquellen in der Nähe sind, die das Bild verfälschen, strahlen unzählig viele Sterne am Himmelszelt.
Um die Landschaft der Inneren Mongolei weiter zu erkunden, bietet sich ein Abstecher in die Xiangshawan Wüste an. Das Besondere an der Wüste ist ein Freizeitpark, der mit seinen zahlreichen Attraktionen ein wahrer Touristenmagnet ist. In dem Wüstenabschnitt kann man Kamelreiten, die Dünen mit dem Sandschlitten herunter rodeln oder den Sandskulpturenpark bewundern.