Viele Wege und Transportmittel führen nach China, aber einer der abenteuerlichsten führt mit dem Zug durch die sibirische Taiga sowie die Steppen- und Wüstenlandschaft Asiens. Bei diesem Erlebnis gilt: der Weg ist das Ziel während, man sich Schritt für Schritt dem Reich der Mitte annähert.
Vorbereitungsmaßnahmen und Beginn der großen Reise in Moskau
Für die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn sind einige Vorbereitungen notwendig, wie etwa die Beantragung der Visa für die drei Länder Russland, Mongolei und China. Ebenso hilfreich ist es sich um die Planung der Reise und den Ticketkauf rechtzeitig zu kümmern oder ein Reisebüro mit der Organisation zu beauftragen, um nichts zu verpassen.
Die typische Route beginnt in Moskau am Jaroslawler Bahnhof, von hier sind es 7.622 km bis zur chinesischen Hauptstadt, wobei fünf Zeitzonen überbrückt werden. An den Bahnhöfen im Osten Russlands sollte man sich von den Uhrzeiten auf den Anzeigetafeln nicht verwirren lassen, denn es wird stets die Ortszeit Moskaus (MOZ) angezeigt, obwohl Russland insgesamt zwölf Zeitzonen besitzt und die Halteorte an den Bahnhöfen dementsprechend eine Zeitverschiebung haben. China hat das Problem auf seine Weise geregelt, sodass im ganzen Land die gleiche Uhrzeit herrscht.
Wer die Reise in Moskau antritt, sollte es sich nicht nehmen lassen, dem Kreml und der prächtigen Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Zwiebeltürmchen sowie dem Roten Platz einen Besuch abzustatten. Hier wird es bereits Zeit sich von den gewohnten lateinischen Buchstaben und Beschriftungen zu verabschieden, denn ab jetzt bietet der Verlauf der Reise kyrillische und mongolische Beschriftungen und chinesische Schriftzeichen an.
Wer etwas mehr Zeit für die Anreise hat, oder wenn die Zugfahrt der Hauptgrund der Reise ist, bieten sich Stopps in einigen der zahlreichen sehenswerten Haltepunkte an.
Für eine zweiwöchige Tour empfiehlt sich Moskau, da es der Startpunkt ist, Irkutsk und der Baikalsee als kleine Pause nach den ersten vier Tagen Zugfahrt sowie Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei, bevor man die chinesische Metropole Peking ansteuert. Natürlich ist es auch möglich die gesamte Strecke durchzufahren, was etwa sieben Tage dauert.
Das Zugabteil, eine mollig kleine Unterkunft für die Reise
Angekommen im Zug bezieht man sein kleines Heim: das Schlafquartier für zwei Leute in der 1. und für vier Leute in der 2. Klasse. Es gibt zudem auch Schlafwagen mit ganz vielen Betten in einem großen Waggon, die 3. Klasse.
Im Preis-Leistungsvergleich bevorzuge ich die 2. Klasse. Sie ist mit vier Schlafgelegenheiten ausgestattet – links und rechts jeweils zwei Betten oben und unten. In der Mitte befindet sich ein kleiner Tisch vor dem Fenster. Nachdem das Bett bezogen ist und man sich gemütlich eingerichtet hat, kann man bei der netten Zugbegleitung, der Provodnitza, einen Tee bestellen, sich mit den Mitfahrern bekannt machen oder ein Buch lesen.
Es dauert sicher ein bis zwei Nächte bis man sich an die klackernden Geräusche im Zug und die Fahrtbewegungen oder das Auf und Ab hüpfen des Waggons gewöhnt hat, schon bald hat man jedoch eine angenehme Nachtruhe und lässt sich auch von abrupten Bremsungen nicht mehr aus der Koje werfen.
Bereits in der zweiten Nacht wird der erste Stopp in Asien erreicht, er befindet sich kurz nach dem Grenzobelisken zwischen Europa und Asien in Jekaterinburg, nachdem etwa 1.800 km der Strecke zurückgelegt wurden. Während man sich nun schon langsam mit der Zugumgebung vertraut gemacht hat, rattern die Räder weiter über die Gleise in Richtung Zentralasien.
Für das leibliche Wohl ist im Restaurantwagen gesorgt und heißes Wasser wird in jedem Waggon im Samowar bereitgestellt, sodass jederzeit die Möglichkeit besteht, eine Tütennudelsuppe oder ein Heißgetränk zuzubereiten. Zudem hält der Zug meistens 15 bis 20 Minuten an den Bahnhöhen, sodass man am Gleisrand selbst gemachte Leckereien bei den älteren Frauen aus der Gegend, den „Babuschki“, kaufen kann. Sie kochen verschiedene typisch russische Gerichte und bringen sie zum Gleis, wo sie zu einem günstigen Preis an die Zugreisenden verkauft werden.
Alltag im Wagon und vorbeiziehende Landschaftsidylle
Im Zug herrscht tagsüber ein reges Treiben, entweder kommt die Zugbegleitung mit dem Staubsauger durch und saugt alle Teppiche auf dem Gang und in den den Zugabteilen ab oder die Nachbarn wollen ein gemeinsames Wässerchen (Wodka) mit den restlichen Waggonbewohnern auf dem Gang trinken. Dazu wird gesungen, gescherzt und gelacht.
Indessen zieht die schöne Landschaft an den Fenstern vorbei, die man entspannt zurückgelehnt von seiner Liege aus verfolgen kann. Manchmal zeigen sich stundenlang nur Bäume und Wälder, dann wieder kleine Dörfer, Flüsse, Seen und wundervolle Berglandschaften. Man kann sich kaum an der Schönheit der zum Teil unberührten Natur sattsehen und erlebt nebenher den Alltag im Waggon, was die Fahrt einzigartig und erlebnisreich gestaltet.
Viele Einheimische nutzen den Zug um am Wochenende von der Arbeit nach Hause zu ihren Familien zu fahren oder einfach um Urlaub zu machen. Daher sind die meisten Fahrgäste russischer, mongolischer oder chinesischer Herkunft, je nachdem auf welchem Streckenabschnitt man sich befindet. Touristen sind hier nur vereinzelt zu finden. Die wechselnden Mitfahrer bieten eine gute Gelegenheit, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und mehr über Land und Leute zu erfahren.
Die Reise mit dem Zug ist demnach alles andere als langatmig und bietet immer wieder neue Ausblicke sowohl landschaftlich als auch kulturell. Somit vergehen die ersten 5.153 km bzw. 74 Stunden Fahrt bis Irkutsk in Windeseile.
Teil 2 des Reiseberichts gibt weitere Einblicke zur Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn sowie zu lohnenswerten Zwischenstopps im Herzen Sibiriens und der Mongolei. Bald mehr dazu!