Reisebericht: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking Teil 2

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Eine spannende Möglichkeit ins Reich der Mitte zu reisen bietet die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Teil 1 des Berichts hat bereits auf das Treiben im Zug und die Besonderheiten der Zugfahrt auf dem Weg von Moskau nach Irkutsk eingestimmt und soll nun für die weitere Reise bis nach Peking fortgesetzt werden.

Bei der Planung eines Ausstiegs bzw. Aufenthalts in Russland ist zu bedenken, dass eine polizeiliche Registrierung an jedem neu besuchten Ort notwendig wird, was häufig über die Unterkunft geregelt werden kann, jedoch bereits bei der Beantragung des Visums angegeben werden sollte.

Klosterkomplex

Mit dem Zug zum Herzen Sibiriens

Da die Strecke direkt am Baikalsee entlang führt, ist ein Stopp in Irkutsk empfehlenswert um die Stadt und den nahegelegenen Baikalsee, die Perle Sibiriens, auf eigene Faust erkunden zu können.

Ein Bummel durch die Stadt führt am Ufer der Angara, dem einzigen Abfluss des Baikalsees, vorbei an zahlreichen russisch-orthodoxen Kirchen und stilvollen sibirischen Holzhäuschen. Dies ist eine nette Abwechslung zum tagelangen Sitzen im Zug.

Holzhäuschen in Irkutsk

Zudem bietet ein niedliches Naturkundemuseum Einblick in die Geschichte Sibiriens, die mit Ausstellungen von Werkzeugen der Urmenschen über Herbarien und alte handgeschriebene Bücher bis hin zu Kleidungsstücken aus vergangenen Jahrhunderten reicht. In der Nähe kann man dem Denkmal des Kaisers Alexander III. einen Besuch abstatten. Er verantwortete die Grundsteinlegung für die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Mit der Transsibirischen Eisenbahn wurde der europäische Teil Russlands mit den entlegenen sibirischen Ostgebieten verbunden und bildete somit das zentrale Herrschaftsinstrument des Kaisers.

Baikalsee

70 km entfernt liegt der Ort Listvjanka am Baikalsee. Hier bleiben keine Bilderbucherwartungen unerfüllt, umgeben von Bergen und kleinen Holzhüttensiedlungen findet man das ursprüngliche Leben Sibiriens. Ein kleiner Marktplatz bietet geräucherte Mittagsspezialitäten an, darunter den beliebten Omul-Fisch, den es nur im Baikalsee gibt.

Zu Fuß oder per Boot lässt sich die Gegend am besten erkunden. Wanderwege führen hinauf in die Berge, wo sich ein atemberaubender Blick über den tiefsten See der Erde bietet, der rund 20 % des gesamten Süßwasserbestandes der ganzen Welt umfasst.

Panoramaaussichten und Grenzkontrollen

Zurück im Zug führt die Route ein Stück entlang der Panoramastrecke um den Baikalsee, sodass man während der Fahrt noch einige schöne Aussichten auf das Naturwunder erhaschen kann.

Wenig später wird von der traditionellen Transsibirischen Route, die nach Vladiwostok führt, zur Transmongolischen Strecke Richtung Mongolei mit Kurs auf China gewechselt. Somit führt die Fahrt durch die von der Industrie mit wilden Mülldeponien und aufsteigenden schwarzen Rauchschwaden gebrandmarkten Stadt Ulan-Ude, worauf wenig später ein abrupter Landschaftswandel zur kargen mongolischen Steppe erfolgt. Kilometerlang sind keine Häuser in Sicht, höchstens einige grasende Kühe und Schafe in der Ferne.

Haltepunkt in der mongolischen Steppe

Für die Grenzkontrolle in Nauschky heißt es geduldig sein. Die Pass- und Zollkontrolle wird von den Beamten gewissenhaft vorgenommen, sodass es durchaus drei bis vier Stunden dauern kann, bis der Zug sich wieder in Bewegung setzt. Einige Kilometer später wiederholt sich das Spektakel an der mongolischen Grenze in Suchbaatar, wo die Einreiseformalitäten abgehandelt werden.

Mongolische Flagge

Währenddessen kann man von den Zugmitbewohnern einige nützliche Alltagsvokabeln lernen, wie Danke (Bajaarlalaa, баярлалаа) und Entschuldigung (Uutschlaarai, уучлаарай) um bei einem Aufenthalt in der Hauptstadt Ulan Bator gewappnet zu sein. Nachdem man sich zwischendurch ab und an mit den Bewohnern der anderen Kabinen „Auf die Gesundheit!“ (Nastarovje! На здоровье!) zugeprostet hat, lässt sich das auch ganz gut aussprechen.

Landschaftsidylle im Morgennebel

Im morgendlichen Nebel verbreiten die durchfahrenen Sandwüsten und Steppen Zentralasiens, die allmählich etwas hügeliger werden, eine zauberhafte Atmosphäre.

Durch die mongolische Wüste bis zum Ziel

Die kälteste Hauptstadt der Welt liegt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von -2°C  in der Mongolei. Im Sommer lädt Ulan Bator jedoch mit angenehmen Tagestemperaturen zum Besichtigungsstopp ein.

Ulan Bator

Bis auf das buddhistische Gandan-Kloster und dem am Rande gelegenen Bogd Khan Palast (dem Kulturerbe der Stadt) zentrieren sich die Hauptsehenswürdigkeiten auf dem Suchbaatar-Platz, den ein Reiterdenkmal des mongolischen Nationalhelden General Suchbaatar sowie ein monumentaler Dschingis-Khan-Komplex schmückt. Der 2006 neu gepflasterte Platz hebt sich deutlich vom restlichen Stadtbild ab.

Suchbaater Platz

Etwas abseits des Zentrums befindet sich das Ger-Viertel der Stadt, wo viele Menschen noch traditionell in ihren einfachen Jurten leben. Je weiter man sich von der Stadt entfernt, desto spärlicher sind die Jurten über die samtgrüne Hügellandschaft gesät.

Jurten in den Vororten Ulan Bators

Wer noch etwas weiter ins Land hinein fährt, gelangt zum Gorki Terelj Nationalpark, der von beeindruckenden Felsformationen, Pferde- und Yakherden und grünen Wiesen geprägt ist. In den Felsen haben früher Menschen gelebt und man kann heutzutage hinaufklettern und die Höhlen auskundschaften. Zum Nationalfeiertag im Juli werden hier die großen Naadam-Festivitäten zelebriert. Dabei werden die drei Disziplinen: Pfeil und Bogen schießen, Wrestling sowie ein Pferderennen ausgetragen, begleitet von traditionellem Gesang und Tanz.

Naadam Pferderennen

Nach vielen aufregenden Abenteuern in der Mongolei setzt sich die Fahrt bis zum Ziel für weitere 1,5 Tage fort. Die Landschaft plättet sich wieder und transformiert sich in flaches Land mit wenigen Grashalmen gefolgt von der Gobi-Wüste. Es vergehen viele Stunden, in denen kein Baum, kein Stein und nichts anderes außer Sand zu sehen ist.

Angekommen in Dsamyn-Ude an der mongolischen Grenze wiederholen sich die Grenzabhandlungen wieder, ebenso in Erlian an der chinesischen Grenze, wo in der Radwechsel-Werkstatt die Fahrgestelle des Zuges auf Normalspur gewechselt werden, um an die chinesische Gleisbreite angepasst zu werden. Dafür werden die Waggons mitsamt Insassen angehoben und auf die neuen Räder aufgesetzt was ordentlich schaukelt und kracht.

Berglandschaft in der Hebei Provinz vor Peking

Am letzten Morgen zieht am Fenster eine tolle Fluss- und Berglandschaft vorbei, die durch vierzig Tunnel auf der Strecke durchfahren wird. Wenig später folgen schon die Vororte Pekings und der Zug fährt pünktlich um 14:04 Uhr in den Pekinger Hauptbahnhof ein.

Hauptbahnhof Peking

Die 7.622 km lange Fahrt von Moskau nach Peking vergeht schneller als gedacht und bietet ein unvergessliches Erlebnis mit bleibenden Eindrücken, das sich in der chinesischen Hauptstadt aufregend weitergestalten lässt. Peking begrüßt die Besucher mit riesigen Plätzen wie dem Tian‘anmen Platz und der Verbotenen Stadt, die ein absolutes China Highlight darstellt. Von hier aus hat man nun gute Verbindungen nach ganz China um seine Chinareise beliebig fortzusetzen.

Verbotene Stadt in Peking

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