Der Erdwald von Yuanmou 元谋土林 befindet sich im Kreis Yuanmou 元谋 in der südwestchinesischen Provinz Yunnan. Der Begriff Tulin 土林 setzt sich aus den Silben tu 土 („Erde“) und lin 林 („Wald) zusammen. Es handelt sich bei dem Wald um einen geologischen Park, der sich auf einer Gesamtfläche von 50 Quadratkilometern erstreckt. In verschiedensten Formen und Farben ragen hier gewaltige Erdsäulen majestätisch in den Himmel und bilden einen riesigen Erdwald.
Wunder der Natur
Der Erdwald entstand vor etwa ein bis zwei Millionen Jahren. Zu dieser Zeit gab es in der Region noch grüne Wälder und Tiere sowie zahlreiche Seen und Flüsse. Im Laufe der Zeit hat der von den Flüssen mitgeführte Schlamm zusammen mit Steinen und Sand starke Sedimente gebildet. Diese Schicht hat sich dann durch geologische Bewegungen und Bodenerosion über Jahrhunderte hinweg zu Hügeln und Säulen empor gehoben. So sind in den letzten 1,5 Millionen Jahren ganze Erdwälder entstanden. Die Entwicklung des Erdwaldes ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Durch die Erosion verschwinden hin und wieder Erdpfähle, während woanders neue entstehen. Die oft sonnenverbrannten Hügel werden gern mit dem Bryce Canyon Nationalpark in den USA oder den türkischen Kappadokien verglichen.
Bei einem Spaziergang durch den Geopark am Südufer des Jinsha-Flusses fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Die bizarren Formationen und die seltsame Gestalt der hoch aufragenden Erdsäulen erinnern jeden Besucher an etwas anderes. In ihren prächtigen Farben variieren sie von gelb über orange bis hin zu rot, braun, violett und schwarz.
Die unterschiedlichen Formen und Ausprägungen der Erdhügel werden in vier verschiedene Gruppen eingeteilt. Die sogenannten „Bodenknospen“ werden nur bis zu einen Meter hoch. Die „Burgen“ erstrecken sich in gigantischen zusammenhängenden Formationen und erreichen eine Höhe von zwei bis fünf Metern. Aus der Ferne betrachtet wirken sie wie eine riesige Burg oder ein Palast. Die spitzen „Bambussprossen“ werden bis zu zehn Meter hoch und ragen als einzelne Sprossen in den Himmel. Am weitesten verbreitet ist der „Eiserne Hut“. Dieser gleicht einem großen Pilz, auf dessen Spitze sich eine harte dunkle Schicht aus Eisenoxid oder Silizium abgesetzt hat. Die Schicht wirkt als natürliches Schutzschild, sodass Wasser und starke Sonne die Spitze nicht direkt erodieren können.
Der Wumao Erdwald
Der Yuanmou Erdwald ist an mehreren Orten touristisch erschlossen. Der bekannteste Abschnitt trägt den Namen Wumao Tulin 物茂土林, auch als Hutiaotan Tulin 虎跳滩土林 bekannt. Dieser Bereich des Erdwaldes befindet sich in der Gemeinde Wumao, etwa 36 Kilometer von der Kreisstadt Yuanmou entfernt. Ein gut ausgebauter Rundweg führt die Besucher durch den etwa acht Quadratkilometer großen Teilabschnitt des Geoparks. Auf halber Strecke können sich Besucher an einem Verkaufsstand erfrischen. Die Erdsäulen und Hügel erreichen hier im Durchschnitt eine Höhe von fünf bis fünfzehn Metern. Die höchste Erhebung bildet ein knapp 43 Meter hoher Erdpfahl. In diesem Bereich des Parks wurden Plattformen angelegt, die durch Treppen zugänglich sind. Von hier aus bietet sich ein wunderbarer Panoramablick auf das weitläufige Naturschutzgebiet. Für den Wumao Erdwald sollte man etwa zwei bis drei Stunden Zeit einplanen.
Wer nicht gut zu Fuß ist, hat ebenfalls die Möglichkeit, sich mit einem Bus über die Hauptroute durch den Wumao Erdwald fahren zu lassen. Dieser bringt die Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Parks. Allerdings lassen sich die versteckten Seitentäler und ruhigen Nebenpfade des Geoparks nur zu Fuß erkunden.
Langbapu und Banguo Erdwälder
Auch die Abschnitte Langbapu Tulin 浪巴铺土林 und Banguo Tulin 班果土林 sind landschaftlich sehr reizvoll und von Yuanmou aus gut erreichbar. Der Langbapu Erdwald besticht mit seiner von Flüssen und Seen gespickten Landschaftskulisse. Hier finden sich die höchsten Erdsäulen des gesamten Yuanmou Erdwalds. Der Banguo Erdwald ist unter Touristen noch nicht allzu bekannt und daher weniger frequentiert, als die beiden anderen Abschnitte. Die Erdsäulen und Hügel sind hier etwas niedriger. Sie erreichen nur eine Höhe von bis zu 17 Metern. Aufgrund des Mangels an Wasser in dieser Region ist die Vegetation nicht besonders üppig, was den ursprünglichen Charakter des Erdwaldes bewahrt hat. Auf der Oberfläche der Erdhügel ist der Achat- und Quarzanteil im Sand besonders hoch und bietet einen einmalig schönen Anblick, wenn die Mineralien von der Sonne reflektiert werden.
Der Yuanmou-Erdwald lockt immer wieder zahlreiche Fotografen, Geologen und Filmregisseure an. Zwischen Oktober und Mai ist die beste Reisezeit für das Fotografieren im Yuanmou Tulin. Die Region diente bereits einigen bekannten chinesischen Filmen als landschaftliche Kulisse, darunter Zhang Yimous „Riding alone for Thousands of Miles“ oder „Little Big Soldier“ mit Jackie Chan.
Die „Drei Wälder von Yunnan“
Der Yuanmou Erdwald gehört zusammen mit dem bunten Sandwald in Luliang 陆良 und dem tropischen Regenwald in Xishuangbanna 西雙版納 zu den „Drei Wäldern von Yunnan“. Der bunte Sandwald ist bislang noch nicht besonders bekannt und gilt daher als echter Geheimtipp. Er befindet sich etwa 130 Kilometer östlich von der Provinzhauptstadt Kunming 昆明 entfernt. Die Berge und Felsformationen aus buntem Sand sind über Millionen von Jahren in der Folge von Erdbeben, Erdkrustenbewegungen und natürlicher Erosion entstanden. Einmal im Jahr findet in Luliang auch das Internationale Festival der bunten Sandskulpturen statt. Die Skulpturen stammen jedes Jahr aus einem anderen Themenbereich und werden in der Zeit von April bis Oktober ausgestellt.
Der tropische Regenwald in Xishuangbanna befindet sich in der Gebirgsregion im Süden der Provinz Yunnan. Es handelt sich hier um Chinas größten unberührten Regenwald mit subtropischem Klima. Unter dem Blätterdach des dichten Regenwaldes sind zahlreiche Tierarten heimisch. Darunter der asiatische Elefant, der indochinesische Tiger, der Rote Pandabär, mehrere Affenarten sowie exotische Vögel. Xishuangbanna ist zudem die Heimat der Dai-Völker, eine der vielen ethnischen Minderheiten Chinas. Zu den Sehenswürdigkeiten der Region gehören die traditionellen Wohnhäuser der Dai sowie zahlreiche buddhistische Tempelbauten und Pagoden.