Im Businesszentrum Shanghai machen Büroangestellte einen großen Teil der Stadtbevölkerung aus. Daher ist es interessant, zu erfahren, welche Sichtweise diese auf ihre Heimatstadt entwickelt haben.
Wu Feng, ursprünglich aus dem verschlafenen Städtchen Jining in Shandong, arbeitet als Buchhalter bei Samsung Electronics in Shanghai. Nach einigen Jahren in der Metropole hat er nun seinen Blick auf die Dinge mit uns geteilt.
Frage: Wu Feng, warum bist du hierher gezogen und wie lange lebst du schon hier?
Wu Feng: Ich lebe inzwischen schon mehr als vier Jahre hier, ungefähr viereinhalb. Hergekommen bin ich, weil es hier meiner Meinung nach mehr Karrierechancen gibt. Und weil die Stadt so international ist. Es gibt hier einfach mehr Möglichkeiten, Menschen aus verschiedensten Ländern kennenzulernen. Shanghai ist, denke ich, immerhin die am weitesten entwickelte und internationalste Stadt in ganz China
Frage: Was reizt dich neben dem Arbeitsumfeld und der Internationalität noch?
Wu Feng: Um ehrlich zu sein, nicht viel. Ich bin nur hergekommen, weil es mehr Berufschancen gibt und weil diese in Shanghai irgendwie fairer sind.
Frage: „Fair“ in dem Sinne, dass sie besser bezahlt werden?
Wu Feng: Eher in dem Sinn, dass es hier bessere Aufstiegschancen gibt. Wenn ich zum Beispiel gutes Englisch spreche und mir andere, praktische Fähigkeiten aneigne, kann ich mich in Shanghai leichter auf bessere Stellen bewerben. In kleineren Städten schafft man einen Aufstieg ohne das entsprechende Beziehungsnetzwerk nur schwer, selbst wenn man absolut qualifiziert ist. Ich kenne viele, die – genau wie ich – eigentlich nur deswegen nach Shanghai gezogen sind.
Auf der anderen Seite gibt es inzwischen auch junge Leute, die Shanghai nach einigen Jahren wieder verlassen – besonders junge Frauen. Die Mieten und Immobilienpreise sind hier einfach zu hoch, der Druck zu groß. Viele sind gegangen, um in ihrer alten Heimat oder kleineren Städten ein entspannteres Leben zu führen.
Frage: Und dein Plan? Willst du dann auch wieder zurück?
Wu Feng: Eigentlich nicht, nicht nach viereinhalb Jahren. Vielleicht mal als reicher Mann nach Kanada oder in die USA, aber erst einmal bleibe ich hier.
Besten Dank für die Einblicke, Wu Feng.