„Boat?! Bamboo boat? Want to ride? Cheap, cheap!“ Eine belebte Promenade in Guilin. Ältere Damen ziehen unter sattgrünen Bäumen ihre Kreise und preisen Bootstouren an.
Erkundungen der Landschaften im Umland der Stadt sind immer wieder ein Erlebnis: Ob zu Fuß unterwegs, auf einem modernen kleinen Ausflugschiff oder auf einem der für die Gegend so typischen Bambusflöße – kleine schwimmende Plattformen aus dicken zusammengebundenen Bambusstämmen oder der Pflanze nachempfundenen Plastikrohren für die etwas moderneren Besucher – Reisenden bieten sich hier stets atemberaubende Anblicke.
Guilin, gelegen in der süd-chinesischen Provinz Guangxi, ist für ihre wunderschönen natürlichen Landschaften bekannt. Steile Karstberge erheben sich plötzlich aus einem Meer von im Sonnenlicht schimmernden Reisterrassen. Selbst mitten in der Metropole fügen sich die grünen, dicht bewachsenen Hügel in das Stadtbild mit ein. Sie sind in Guangxi ebenso allgegenwärtig wie die vielen kleinen Flussärmchen, die das Umland durchziehen und noch weiter zur subtropischen Feuchtigkeit beitragen – und eben die vielen Damen, die versuchen, Touristen dazu zu bewegen, die Gegend auf einem kleinen Boot zu erkunden und immer für ein Pläuschchen zu haben sind.
Trotz des bunten Treibens auf den Straßen versprüht die Stadt ein sehr entspanntes Flair. Vielleicht liegt es an den vielen Rucksack-Reisenden, die in Khakishorts und Flipflops einen Zwischenstopp in einer der vielen Jugendherbergen einlegen, bevor sie von hier aus ihre weiteren Erkundungstouren durch die Provinz starten. Eventuell sind es aber auch die vielen Gruppen älterer Männer und Frauen, die sich im Freien unter den großen Bäumen am Straßenrand zusammenfinden, um sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben. Ganz unberührt von Passanten und Lärm sitzen sie auf ihren bunten Plastikhockern und spielen Karten oder chinesisches Schach. Ein kleiner mobiler Verkaufsstand versorgt die Teilnehmer und Zuschauer dabei mit Snacks zur Stärkung der Nerven. Für Besucher scheint nichts natürlicher zu sein, als sich hier unter die Guiliner zu mischen und die Regeln der fremdartigen Spiele erklären zu lassen, während sich neben ihnen die Zwillingspagoden, eines der Wahrzeichen der Stadt, grazil aus dem See Shanhu erheben.
Den Mond und die Sonne symbolisierend, bieten diese beiden schlanken Bauwerke besonders am Abend ein schönes Bild. In den Farben ihrer namensgebenden Himmelskörper erleuchtet, strahlen sie weit sichtbar aus dem Zentrum auf die Straßen hinaus. Dabei ist die Sonnenpagode auch ohne ihre kleine Schwester ein beeindruckendes Monument – immerhin ist sie die größte Kupferpagode der Welt, die übrigens bei Gewittern nicht betreten werden darf. Die Gefahr eines Blitzschlages ist in dem metallenen Turm anscheinend zu hoch.
Im Dunklen ist aber auch der Rest der Stadt besonders schön. Bricht die Dämmerung über Guilin an, erstrahlen Bäume und Sehenswürdigkeiten in buntem Licht: Der Glanz hunderter kleiner Lampen fängt sich in den vielen Flüssen, die verheißungsvoll neben den von Fußgängern bevölkerten Promenaden glitzern. Ein gemütlicher Spaziergang in der milden Abendluft darf hier ebenso wenig auf dem Reiseprogramm fehlen, wie eben eine der so häufig angepriesenen Fahrten auf einem Bambusboot.
Dem Wasserlauf Li folgend, schaukeln die Besucher auf motorisierten oder auch auf nur mit Muskelkraft angetriebenen Flößen ins Umland. Eine beeindruckende, sattgrüne Landschaft erobert langsam das Blickfeld der Schiffer, die Guilin allmählich hinter sich lassen. Eine Stadt, welche immer einen entspannten Besuch wert ist.