Viele Menschen haben, auch wenn sie noch nie im Reich der Mitte waren, klare Vorstellungen davon, was „typisch chinesisch“ ist. Hier einige der bekanntesten, typisch nicht chinesischen Vorurteile. / von Friederike Hartz
In Puncto Essen kann man den Chinesischen nichts vormachen. Die berühmte chinesische Küche gilt als eine der besten der Welt und ist so auch rund um den Globus beliebt. Doch nirgends werden die Spezialitäten so genossen wie im Reich der Mitte. „Die Chinesen haben keine Manieren. Sie schlürfen, rülpsen und pupsen sogar am Tisch!“ Diese No-Go‘s in der westlichen Welt haben in China aber eine ganz besondere Bedeutung. Sie sind als Zeichen dafür zu erkennen, dass das Aufgetischte mundet und dass der Koch seine Arbeit gut gemacht hat.
Dazu kommt noch, dass Tischsitten, wie wir sie von unsere Eltern und Großeltern gelehrt bekommen, in abendlichen, chinesischen Runden mehr als fehl am Platze wären. Die oft lockere Atmosphäre und das gemeinsame Genießen hat nichts mit unseren vornehmen Restaurantbesuchen gemein.
Wichtig zu wissen: Was man bei einem Abendessen in China allerdings dringlichst vermeiden sollte, ist das Nase putzen am Tisch! Dazu geht man nämlich im Reich der Mitte auf die Toilette.
„Die Chinesen essen Hunde und Katzen.“ Dieses skurrile Vorurteil hat wohl fast jeder schon einmal im Dorflokal am Nebentisch oder in anderer Umgebung gehört. Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage? China ist ein sehr großes Land, in dem sich Traditionen und Gebräuche von Nord nach Süd und von West nach Ost durchaus unterscheiden. So wird man Reisen durch die verschiedensten Regionen Chinas auf die unterschiedlichsten Gewohnheiten und Einstellungen treffen. Es gibt einige ländliche Regionen im südlichen China, in denen es durchaus üblich ist, diese eigenwillige Spezialität zu essen. Im Gegenzug wird man zum größten Teil auf Chinesen treffen, die den Gedanken ebenso unerquicklich finden wie wir!
Auch im Bezug auf die Kleidung gibt es typische Bilder, die viele Touristen vor Augen haben, bevor sie die Reise in das Reich der Mitte antreten. „Die Chinesen tragen immer noch alle Mao-Anzüge.“ Diese These ist allerdings weit gefehlt. Entgegen der scheinbaren Erwartung, ist die Zeit in China, was den Modestil betrifft, nicht in der Mao-Diktatur stehen geblieben, sondern ganz im Gegenteil. Obwohl sich der chinesische Geschmack von unserem unterscheidet, geht der Trend eindeutig zu Markenkleidung und den auf dem Modemarkt gerade angesagten Teilen. Wundern Sie sich jedoch nicht, wenn Ihnen auf ihrer nächsten China-Reise viele Chinesen in farbenfrohen Schlafanzügen begegnen. Diese bequemen und luftigen Kleidungsstücke finden besonders im Sommer regen Anklang! Aber wer weiß, vielleicht wird dieser chinesische Sommertrend auch bald zu uns herüber schwappen!
„Typisch chinesisch“ ist ebenfalls die „Sache mit der Kommunikation“. Wer glaubt, mit der englischen Sprache eine gute Reisegrundlage zu haben, irrt sich häufig. Die Weltsprache Englisch ist im Reich der Mitte nicht weit verbreitet. In Metropolen, wie Hongkong und Shanghai wird zwar besonders im Berufsleben relativ viel Englisch gesprochen, doch schon die Taxifahrt kann für einen normalen Touristen zu einem Abenteuer mit ungewissen Ziel werden.
Tipp: Lassen Sie sich die gewünschte Zieladresse vorher am besten von einem Chinesen aufschreiben und geben Sie diesen Zettel dann dem Fahrer.
In vielen Situationen kann man auch auf die altbewährte Zeichensprache zurückgreifen und versuchen, sich mit Händen und Füßen verständlich auszudrücken. Am angenehmsten für Sie als China-Reisenden ist es allerdings, zum Beispiel mit einem Reiseleiter in einer Gruppe zu reisen. So haben Sie immer einen Ansprechpartner und können entspannt über die Sprachbarriere hinweg Ihren Aufenthalt im Reich der Mitte genießen!