Für die Navigation durch den Pekinger Alltag gibt es ein paar integrale Grundregeln. Erstens: Bücher, die einem weißmachen wollen, man dürfe in Hauptstadtbibliotheken laut lachen, lügen. Zweitens: bevor man alte Damen ausraubt, berechne man unbedingt Länge, Geschwindigkeit und Fallwinkel der Rolltreppe und drittens: verlieben Sie sich niemals in rosa Frösche.
Haben Sie diese drei Grundprinzipien verinnerlicht, sind Sie bereit für die Welt von Leon und seinen Freunden. Seit Sommer 2003 flimmern der grüne Kugelblitz und seine illustren Kumpanen über die Bildschirme der Pekinger U-Bahnlinien und erklären ganz nebenbei die Hauptstadtwelt. In ein-bis zweiminütigen Animationsfilmchen erklären die Comicfiguren, wie der Chinese von Welt sämtliche Fallgruben des Alltags kultiviert, logisch und eloquent umgeht. Leons Hauptaufgabe dabei ist es, zu zeigen, was passiert, wenn man es falsch macht. Wenn Sie also beispielsweise in die Nationalbibliothek gehen und ein Buch aufschlagen, das Sie auffordert „dreimal laut zu lachen“, so sollten Sie doch vorher die Örtlichkeiten bedenken, es sei denn Sie wollen – wie der tragische Held – vom Bibliothekar Herrn Nashorn mit einer pochenden Beule versehen vor die Tür gesetzt werden.
Neben den obligatorischen Ermahnungen, sich beim Ein-und Aussteigen in öffentliche Verkehrsmittel doch bitte anzustellen, gibt es unter anderem Unterricht in Sachen Konversation, Essverhalten und Liebesleben. Letzteres verkörpert Leons heimliche Flamme Leona. Leona, die rosa Froschdame, ist ein mondäner Shopaholic, der Leon mit seinen Launen und seinem Perfektionismus zur Weißglut zu treiben versteht. Komplettiert wird das Weltverbesserer-Quartett durch Leons Ziehmutter, die immer besorgte Henne Sabon, und Leons besten Freund, die blaue Krabe „Bloo“. Leon ist ein chinesisch-amerikanisches Investitionsprojekt und wenn es nach seinen Schöpfern geht, so ist er der beste Botschafter für den digitalisierten chinesischen Comic-Markt. Der vollschlanke, grüne Chaot mit seinen teilweise etwas gewöhnungsbedürftigen Einfällen kommt aber nicht überall gut an. Kritisiert werden vor allem Inhalt und Zeichenstil der Comic-Serie, die nur wenig wirklich Frisches bieten. Dennoch: der Frosch ist ein beliebter Werbeträger. Ob als Profilbild bei QQ oder MSN, über Handy oder im „real life“, Leon ist überall anzutreffen. Wenn er nicht gerade mit den eigenen Merchandise-Artikeln Geld verdient, so hält er den grünen Kugelbauch schon mal anderweitig in die Kamera, beispielsweise für eine Getränke-Kampagne der Firma Wahaha. Und auch in seiner Welt hat es Frosch Leon nicht immer leicht. Da sind beispielsweise die Gebrüder Hummer, die sich für den Nabel der Welt halten und Leon mit allerlei Fieselein das Leben schwer machen. Zum Glück siegt aber - zumindest in Leons Welt - am Ende stets die Gerechtigkeit. Und so bekommen die Bösewichte zwar die Geldbörse der alten Dame zu fassen, scheitern aber an der Geschwindigkeit der Rolltreppe und stürzen zur Strafe in die Tiefe.