Etwas abseits in Pudong (Shanghai) befindet sich das Museum für Traditionelle Chinesische Medizin. Es befindet sich auf dem Gelände der Universität für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) Shanghai. Das Museum bietet auf drei Stockwerken einen Einblick in die Geschichte, die Praktiken und die Pflanzenkunde der TCM.
1. Stock: Geschichte
Im Erdgeschoss taucht man in die lange Geschichte und Entwicklung der TCM ein. Es werden die wichtigsten Vertreter sowie ihre Werke vorgestellt, sowie grundlegende Prinzipien wie Taiji, Qi, die 5 Wandlungsphasen und die 8 Piktogramme vorgestellt.
Man kann an der Kasse einen englischen Audioguide leihen. Die Übersetzungen sind aber leider teilweise etwas kurz gehalten, sodass es nicht schadet, den ein oder anderen Begriff schon einmal gehört zu haben, oder im Nachhinein genauer nachzuschlagen. Eine interessante kleine Geschichte, die die Besonderheit chinesischer Wunderärzte veranschaulicht, ist im Englischen leider auch nicht enthalten, daher hier eine kurze Version.
Bian Que war Arzt am Hofe des Königs. Eines Tages sagte er zum König, er sei krank. Der König glaubte ihm nicht und schickte ihn fort. 5 Tage später ging er wieder zum König und sagte ihm, er sei krank und müsste sich behandeln lassen. Wieder glaubte ihm der König nicht und schickte ihn fort. Weitere 5 Tage vergingen, wieder ging Bian Que zum König. Ihr seid krank, lasst mich euch behandeln, eure Krankheit hat bereits ein schweres Stadium erreicht. Doch der
König fühlte sich gut und schickte den Arzt erneut fort. Kurz darauf verschlechterte sich die Gesundheit des Königs und er ließ den Arzt rufen. Doch der war nirgends mehr aufzufinden. 5 Tage später starb der König.
Warum ist Bian Que weggelaufen? Er hatte den König wieder und wieder ermahnt, doch dieser wartete bis seine Krankheit bereits so schwer geworden wahr, dass Bian Que ihm nicht mehr helfen konnte. Dies wissend floh der Doktor, um nicht für den Tod des Königs verantwortlich gemacht werden zu können. Die Moral der Geschichte ist daher: nicht zu spät zum Arzt gehen. Das Beispiel wird aber hier verwendet, um die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Arztes darzustellen, der allein vom Aussehen des Königs her erkannt hatte, das er nicht gesund war. Anschauen gehört zu den 4 Diagnosepraktiken der TCM: den Patienten genau anschauen, sich seine Beschwerden anhören, riechen, ob er Mundgeruch hat oder ähnliches und abtasten.
2. Stock: Anwendungen (Akupunktur, Vorsorge und andere Gerätschaften)
Von Akupunkturnadeln bis zu Duftschalen werden im zweiten Stock viele Gerätschaften der TCM ausgestellt und ihre Anwendung durch Gemälde verdeutlicht. Man findet hier auch Bilder und Anleitungen zu gymnastischen Übungen, die für die gesundheitliche Vorsorge gedacht sind. Hier trifft die Praxis der TCM auf bekannte Formen wie TaijiQuan und QiGong
3. Stock: Kräuter
Hier findet man viele verschieden Pflanzen und Mineralien, die in der TCM ihren Gebrauch finden. Sie werden mit ihren entsprechend nützlichen Bestandteilen ausgestellt und auf Wunsch erklärt. Es empfiehlt allgemein eher die bereichsübergreifenden Erklärungen als die objektspezifischen Erklärungen des Audioguides anzuhören, im dritten Stock gilt das jedoch besonders. Wer sich zu jeder Pflanze ihre Geschichte anhören möchte, braucht viel Geduld und Zeit! Neben den Pflanzen befindet sich hier auch eine kleine Ausstellung der Errungenschaften der Universität. Diese ist allerdings nicht auf dem Audioguide erklärt und es gibt auch keine englischen Übersetzungen, daher wird sie für die meisten nicht besonders interessant sein.
Insgesamt ist das Museum eine Einführung. Es stellt einem die wichtigsten Personen, Praktiken und Theorien vor, aber nur ganz kurz und einfach. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, sollte sich ein gutes Buch zulegen, oder etwas im Internet recherchieren. Minuspunkte sind der vom Audioguide angekündigte, aber nicht mehr vorhandene Spielbereich mit Wissenstest zum Museum. Auch ein Café gibt es nicht. Auf den Wegweisern steht zwar „Tea“, aber es gibt lediglich Sitzgelegenheiten, um selbst mitgebrachtes zu genießen. Das Museum eignet sich nicht für Kurzaufenthalte in Shanghai, aber wer etwas länger hier ist und sich dafür interessiert, kann ja mal vorbei schauen. Eintritt kostet 15RMB, von Mai - Juni ist es sogar kostenlos. Den Audioguide gibt es für extra 10RMB, also alles noch im Rahmen. Mit Audioguide sollte man ungefähr 2 - 3 Stunden einplanen, wenn man sich alles anschauen möchte. Viel Spaß dabei!