Chengdu: Sichuanpfeffer und der Emei Shan

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Neben den Namen großer chinesischer Weltmetropolen wie Peking 北京 und Shanghai 上海, dürfte vielleicht Chengdu 成都 zu den bekanntesten Städten Chinas zählen, zumindest in den Gruppen strebsamer Schüler des Deutschunterrichts und der Germanisten. Denn einst schrieb der deutsche Literat Bertolt Brecht das Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan (Sichuan)“ , in dem er die an Tibet angrenzende chinesische Provinz Sichuan als Parabel nutzte, um auf globale Missstände der gegenseitigen Ausbeutung des Menschen hinzuweisen.

Die Thematik des im Jahr 1943 uraufgeführten Stücks hat allerdings keinerlei Beziehung mehr mit dem heutigen Sichuan, was viele Besucher und Sinologen sicher bestätigen werden, wenn sie von der scharfen Küche der Provinz Sichuan und dem abenteuerlichen Aufstieg auf den heiligen Berg Emei Shan 峨眉山 schwärmen.

Chinas Panda-Hauptstadt

Als eines der nationalen Symbole Chinas zählt der Pandabär 熊猫. Jedem Besucher dürften gleich zu Beginn seiner Reise in Chengdu die vielen Panda-Bilder, -Motive, -Souvenirs und -Postkarten auffallen. Das kommt nicht von ungefähr, denn mit der im Norden der Stadt errichteten Chengdu Forschungsstation zur Aufzucht großer Pandas 成都大熊猫繁育研究基地 sieht sich die Stadt Chengdu als „Panda-Hauptstadt“ der Welt.

So kommen viele Inlandstouristen aufgrund der großen Pandabären in den Westen Chinas, die sie in der Aufzucht besuchen dürfen. Die gemeinnützige Aufzucht- und Forschungseinrichtung wurde 1987 gegründet und beherbergte nur sechs der Bambus vertilgenden Bären aus freier Wildbahn. Mittlerweile schützt die Aufzuchtstation die weltgrößte Population an künstlich gezüchteten Großen Pandas. Im Jahr 2015 zählte die Station 115 Tiere. Mit China Tours können Sie dem Großen Panda nun noch näher kommen – als freiwilliger Hilfspfleger im Reservat von Bifengxia in Südchina. Mehr dazu finden Sie hier.

Du Fu Cao Tang 2

Oder doch lieber „affig“?

Wem die schwarz-weißen, doch eher ruhigen Tiere zu langweilig sind, kann es auch „affig“ haben. Denn neben den Pandas besteht die nicht weniger populäre Möglichkeit, Bergaffen in ihrer freien Wildlaufbahn zu besuchen. Die Tibetmakaken 藏酋猴 hausen auf dem heiligen Berg Emai Shan 峨眉山. Die „Affenzone“ liegt in ihrer natürlichen Umwelt 自然生态猴区bei einer Höhe von ca. 1400 Metern des Berges. Dem Besucher wird es gestattet, in diesen natürlichen Raum vorzudringen und die Affen zu füttern. Um das Gebiet zu erreichen, sollte ein Fußmarsch von ungefähr einer Stunde von der letzten Busstation beginnend eingeplant werden. Der kurze Marsch wird allerdings mit den geografischen Wundern des Berges belohnt. Die Steilhänge, die empor gen Himmel ragen, wirken beeindruckend und die Flüsse malerisch.

Bereits auf der Route können vereinzelnd Futter für die Affen als auch Gehstöcke aus festem Bambus erworben werden. Auf Anraten der lokalen Anwohner sollte man nicht zögern, sich einen dieser Gehstöcke zu kaufen, da dieser auch zum Schutz vor den wilden Affen eingesetzt werden kann. Allerdings soll mit den Stöcken nicht zugehauen werden. Ein lautes klopfen auf den Boden reicht aus, um aufmüpfige Affen zu verschrecken. Nach eigenen Erfahrungen, kann man sich allerdings nicht zu 100 Prozent auf seinen Gehstock verlassen. Neben diesem „Allzweckbambus“ sollten sich die Besucher stets in Gruppen befinden und alle Wertgegenstände und losen Sachen fest verstauen. Denn schnell wird jeder merken, wie flink und raffiniert die Affen mit ihren Händen sind.

Spätestens dann, wenn das dunkle Augenpaar der niedlich scheinenden Affen eine Person anvisiert, sollte diese ihr Glück mit dem Bambusstock versuchen. Geschwind schwingen sich die Affen am Geländer der Hängebrücken empor, um an Höhe zu gewinnen und bespringen dann die Besucher auf Rücken und Schultern. Nicht selten öffnen sie in nur wenigen Sekunden Rücksäcke und erforschen deren Inhalt, um Leckereien und interessante Gegenstände wie Handys und andere Wertgegenstände zu ergattern. Diese dann wieder zu bekommen, dürfte sich als schwierig erweisen, da die kleinen Gauner sich folglich auf höher liegenden Vorsprüngen in Sicherheit bringen. Vor Bissen müssen die Besucher keine Angst haben, da eine Impfstation direkt vor Ort errichtet wurde. Außerdem stehen Wächter bereit, die auf die Sicherheit der Besucher achten.

Erleuchtung auf dem Emei Shan

Die wohl größte Sehenswürdigkeit Chengdus ist die Spitze des heiligen buddhistischen Emei Shan selber. Die Spitze befindet sich auf einer Höhe von 3099 Metern über der Wolkendecke und belohnt jeden Besucher mit einem unbezahlbaren Ausblick. Ein unbezahlbarer Tipp sind die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge. Bis zu einer bestimmten Höhe kann der Emei Shan mit einem Shuttlebus erklommen werden. Hier sollte Jedermann allerdings reisetauglich sein, da mit hohen Geschwindigkeiten Kurven an steilen Abhängen genommen werden und die Fahrt somit selbst zu einem kleinen Abenteuer wird. Das letzte Stück kann wahlweise zu Fuß oder mit einer Seilbahn bewältigt werden. Während die Seilbahn knapp zwanzig Minuten benötigt und so einen komfortablen wie auch sicheren Aufstieg gewährleistet, ist dennoch der Weg zu Fuß zu empfehlen.

Aber Vorsicht: Während beispielsweise im Frühjahr am Fuß des Berges und auf 1400 Metern Höhe noch 25 bis 30 Grad herrschen können, fällt die Temperatur auf der Route Richtung Spitze unter null. Des Weiteren ist der Weg nicht ganz ungefährlich, denn neben Schnee und Eis auf steilen Treppen wird vor Steinschlag und wilden Tibetmakaken gewarnt. Dennoch lohnt sich der Aufstieg aus eigener Kraft und wird mit eindrucksvollen buddhistischen Tempeln, die auf der Route liegen, belohnt. Diese werden heute noch von Mönchen behaust und bieten sogar die Möglichkeit, dort zu übernächtigen.

Der Fußmarsch dauert circa drei Stunden und sollte entsprechend geplant sein, um vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel anzukommen. Auf der Route selbst liegen vereinzelt Behausungen der Bergbewohner. Dort können Souvenirs, aber auch heißes Wasser, Tee-Eier 茶叶蛋 und fette Würste zur Stärkung gekauft werden. Oben angekommen lädt das Jinding Hotel 金顶大酒店 zu einer erholsamen Nacht ein. Das Hotelpersonal bietet den Gästen an, diese am nächsten Morgen zeitig zu wecken, um den Sonnenaufgang genießen zu können. Dieser lässt sich auf der Aussichtsplattform am höchsten Punkt des Berges betrachten, die keine 500 Meter vom Hotel entfernt liegt. Auf der Plattform befindet sich der Jinding-Tempel 金顶花藏寺, einer der wichtigsten Tempel auf dem Emei Shan. Der Berg selbst zählt zu den vier heiligen Bergen des Buddhismus in China. Neben dem Tempel befindet sich die Samantabhadra-Statue. Die Statue ist 48 Meter hoch, besteht aus Kupfer und ist komplett mit Gold überzogen. Im Innern der Statue befindet sich ein Tempel.

Statue

Feuertopf zur Sichuan-Oper

Zu den kulinarischen Kulturgütern der Stadt Chengdu gehört der chinesische Feuertopf 火锅. Dieser ist zwar in ganz China verbreitet, doch sticht gerade der Feuertopf in der Stadt Chengdu durch seinen besonderen Geschmack und seine besondere Schärfe heraus. Während der scharfe Sud in anderen Orten Chinas für den ausländischen Besucher nur schwer genießbar ist, außer man mag es extrem scharf, macht die Küche Sichuans Lust auf mehr. Dort wird nämlich der bekannte Sichuan-Pfeffer genutzt. Dieser Pfeffer ist zwar ebenfalls scharf, hat aber einen ganz besonderen Geschmack und lässt die Zunge auf eine angenehme Weise taub werden.

Die Chinesen sagen dazu „ma“ 麻, was im Deutschen mit „taub“ übersetzt wird. Des Weiteren ist der Feuertopf in Chengdu außergewöhnlich ölig und sollte daher keine regelmäßige Mahlzeit werden. Für deutsche Besucher empfiehlt sich nach Möglichkeit ein Stück Brot im Anschluss des öligen Essens zu sich zu nehmen. Das kann mittlerweile in allen Supermärkten und Stores wie Seven Eleven gekauft werden. Viele der Hotpot-Restaurants bieten abends ein Bühnenprogramm an, welches ein komplettes oder Auszüge aus einem Stück der Sichuan-Oper 川剧 darstellen. Die Sichuan-Oper ist mit der Peking-Oper verwandt. Die Besonderheit der Sichuan-Oper sind die Masken, die einfarbig Gefühlsausdrücke wiedergeben und die die Schauspieler im Bruchteil einer Sekunde wechseln können.

Bianlian

Chengdu Dufu Caotang Museum

Ein besonderer Tipp für Poeten und Literaten ist das Du Fu Thatched Cottage 杜甫草堂, das 1961 von der chinesischen Regierung zum nationalen Kulturerbe erklärt wurde. Der 97,000 m² große Park inmitten der Stadt Chengdu umfasst Grünflächen zur Erholung, Museumseinrichtungen und Nachbauten der strohbedeckten Behausung des chinesischen Poeten Du Fu 杜甫. Du Fu kam 759 nach Chengdu, wo er sich seine berühmte Grashütte am Stadtrand baute. Er beherrschte den damaligen modernen und alten Stil der Poesie, gilt aber vor allem als Meister des „strengen Reims“. Neben dem Nachbau seiner ursprünglichen Hütte, in der seine Wohnstube betrachtet werden kann, wird in anderen kleinen Hütten über weitere Poeten und die Lebensgeschichte Du Fus berichtet. Die Nachbauten wurden im 16. Jahrhundert errichtet.

Du Fu Cao Tang

Chengdu bieten für jeden etwas. Tierfreunde dürfen Pandabären und wilde Tibetmakaken erleben, während der Emei Shan mit einem spannenden Aufstieg auf Abenteurer und Naturfreunde warte. Gerade für Interessenten des Buddhismus stellt der Emei Shan zusammen mit dem Jinding-Tempel und der Samantabhadra-Statue eine ganz bedeutende Sehenswürdigkeit dar.

Gleichzeitig lassen sich an vielen Orten Chengdus der Buddhismus und der Daoismus anhand verschiedener Architekturen miteinander vergleichen. Mit dem Chengdu-Feuertopf, der Sichuan-Oper und der Gedenkstätte über Du Fu und die Poesie der Tang-Dynastie 唐朝 werden auch Kulturfreunde auf ihre Kosten kommen. Mit ihrer Vielfalt ist die Stadt Chengdu, vormals als negative Parabel in Brechts Theaterstück, zu einer wahren Perle Chinas geworden.

Entdecken Sie auf dieser Rundreise Chengdu!

südchina panorama

 

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