Über spektakuläre Bergpfade durch das Taihang Tal führt der 4. Reisetag unsere drei Blogger nach Linzhou. Was sie auf dem Weg dorthin erlebt haben, berichtet uns Bloggerin Eva. Hier geht’s zu allen Reiseberichten
Verfasst von Eva Grossert
Bilder: Ariane Kovac
Film: Stefan Berndt
Unsere heutige Reise führt uns am Ende des Tages nach Linzhou. Die chinesische Kleinstadt liegt im „Dreiländereck“ der Provinz Henan, Shanxi und Hebei. Dass es sich hierbei um eine Kleinstadt mit nur 40.000 Einwohner handelt, hätte ich auf Anhieb nicht erkannt. Das Stadtbild gleicht den bisherigen chinesischen Städten unserer Rundreise. Wolkenkratzer, noch mehr Wolkenkratzer im Bau, breite Straßen, Malls, ein reges Treiben und leicht chaotischer Motorradverkehr (Autofahren, am Rande bemerkt, läuft hingegen sehr gesittet ab). Der gravierende Unterschied ist nur, diese Stadt hat ein Ende, das man am Horizont ausmachen kann.
Wir beziehen unser Hotel müde aber erfüllt, denn der vorangegangene Tag war Aktivität und Naturschauspiel genau nach meinem Geschmack. Ich wage es, auch für die beiden anderen zu sprechen, denn ich habe in durchaus zufriedene Gesichter geblickt.
Die Fahrt nach Linzhou war bereits ein Erlebnis, denn sie führte über spektakuläre Bergpfade und Tunnel durch das Taihang Tal, eine Schlucht mit bis zu 1700 Meter hochragenden Felsmassive. Grand Canyon gibt es also nicht nur in den USA. Hier in der chinesischen Provinz Henan liegt der noch wenig bekannte Taihang Grand Canyon mit tiefen Schluchten, steilen Klippen, seltsam geformten Felsen und Wasserfälle mit glasklaren Pools. Die Taihang Schlucht gilt als eine der 10 schönsten Schluchten in China. Hier tummeln wir uns, bis die Beine müde werden und die Sonne so tief steht, dass uns die Kälte in die Knochen kriecht.
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Abenteuerspielplatz à la China
In der Wangxiangyan Schlucht laufen wir bergauf, bergab, über schwingende Hängebrücken, erklimmen mit wackligen Knien eine in den Himmel ragende Spiralleiter und schwindelerregende Stufen an einer Steilwand. Belohnt werden wir mit magischen Ausblicken. Wir kriechen unter einer Felswand und landen auf einem sonnigen Plateau mit einem taoistischen Tempel. Rote Gebetsfahnen flattern sanft im Wind und Räucherwerk schwängert die Luft. Doch das Schönste ist, wir dürfen dieses Spektakel ganz ohne andere Menschen erleben.
Zur Saison tummeln sich hier täglich Tausende Erholung und den Thrill suchende Chinesen, denn nebst Natur und Wahnsinnsblick hat man auch für Funpark-Vergnügen gesorgt. Besonders mutige können über die Schlucht schwingen. Zum Glück kommen wir erst gar nicht in Versuchung, der Spaß ist im Winter nicht möglich. Viele Poeten und Maler zog es seit jeher in das Taihang Tal, über dessen Schönheit es auch ein Gedicht gibt: “Der graue Felsen ist wie die Augenbraue einer schönen Frau, der rote Kliff ist wie die Morgensonne, der Vogel mit bunten Federn singt auf dem grünen Baum, der Fluss und der Bach sind sehr sauber und grün, die wunderschöne Natur ist ausgezeichnet!” …
Die Schlucht der Pfirsichblüte und die Taihang-Himmelsroute
Seufz, ach so liebliche Worte und Namensgebungen finden die Chinesen immer für ihre Attraktionen. Die Schlucht der Pfirsichblüte, mit zu Eis gefrorenen Wasserfällen und Teichen, wandern wir bergauf entlang. Gesäumt ist der Weg mit Pfirsichbäumen. Was für ein Schauspiel muss das im Frühling sein. Nicht umsonst heißt das Tal auch Liebesnest.
Für die Wanderung benötigt man etwa 2 bis 3 Stunden. Anschließend werden wir mit einem Bus, so ist das üblich in chinesischen Landschaftsgebieten, entlang der Taihang-Himmelsroute (schon wieder so ein schöner Name) bis auf das Dach des Taihang-Gebirges gekarrt. Wieder sind wir mutterseelenallein und haben die spektakulären Ausblicke nur für uns. Der Vorteil, wenn man im Winter reist.
Wir passieren urtümliche Dörfer, die am Fels kleben. Getrockneter Mais hängt an den Häuserwänden und Bauern tragen Körbe auf dem Rücken. Jeden Moment erwarte ich Luo und seine kleine chinesische Schneiderin um die Ecke dribbeln, schüchtern grüßend und Pfirsichblüten im Haar. Wer Balzacs Geschichte kennt und sich an das dörfliche Leben dort erinnert, wird verstehen können, was ich meine. Alle anderen hoffentlich auch.
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