An Tag 5 geht es für die drei Blogger von Linzhou über Guoliang nach Jiaozuo. Was sie auf dem Weg dorthin erlebt haben, berichtet uns Bloggerin Eva. Hier geht’s zu allen Reiseberichten
Verfasst von Eva Grossert
Bilder: Ariane Kovac
Chinas digitale Kommunikationswege sind unergründlich, doch erste Nachrichten erreichen uns, dass so manch einer da draußen unsere Berichte liest und die Reise live mitverfolgt. Sagt doch mal „Piep“, wir freuen uns über nette Worte.
Wir sind nach wie vor guter Dinge. „Dat Ding läuft“! Heute nicht ganz so rund, aber es läuft. Die Zahl 15 ist in China weder Glücks- noch Unglückszahl. So war auch unser Tag, Freitag der 15., weder Glanznummer noch Reinfall. Zu Ersterem hätte unser heutiger Ausflug allerdings viel Potenzial. Bedauerlicherweise standen wir nicht nur metaphorisch gesprochen mehrmals vor verschlossenen Türen, was der Jahreszeit zuzuschreiben ist.
Guolian, die Dorfberühmtheit
Auf dem Weg nach Jiaozuo, dem Etappenziel des heutigen Tages machen wir Halt im kleinen Bergdorf Guoliang. Das Dorf liegt im Wanxian Shan Naturpark, einem imposanten Landschaftsgebiet mit steilen Felsen, tiefen Schluchten und geheimnisvollen Höhlen. Von diesem Flecken Erde genießt man einen atemberaubenden Panoramablick auf die Berge. Jahrhundertelang vor der Außenwelt geschützt durch seine Unzugänglichkeit, wurde Guoliang auf einem Schlag berühmt. Es diente nämlich als ländliche Kulisse für eine Reihe chinesischer Filme.
Heute zieht das Dorf vor allem Künstler auf Inspirationssuche in der Natur an. Dazu gesellen sich ganze Heerscharen an chinesischen Wochenendtouristen. Unter der Woche ist es still und friedvoll und im Winter nahezu ausgestorben, was wir am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Wo sonst Kinder toben, alte Frauen aus Türöffnungen spähen, es überall brutzelt und dampft, buttergelbe Maiskolben an den Dorfhäusern baumeln, treffen wir auf leere Gassen und verriegelte Türen.
Nur ein einsamer Skifahrer quält sich bei maximal 3% Steigung im verkrampften Pflug auf der vermeintlichen Piste aus Kunstschnee.
Tunnel mit zweifelhaftem Ruf
Erreichbar ist Guoliang über einen dramatischen Tunnel, der als eine der gefährlichsten Straßen der Welt dem Dorf zu weiterem Ruhm verhalf. Ein zweifelhafter Ruhm, wie ich finde. Steil ist er, der Tunnel, fachmännisch, mit primitiven Mitteln von den Dorfbewohnern in den Berg gehauen und streckenweise eng ist er auch, aber Gefahr kann ich kaum erkennen. Dafür eine interessante Geschichte: Nachdem die Dorfbewohner Jahrhunderte nur über einen abschüssigen Fußpfad, die Himmelsleiter, mit dem Rest der Welt verbunden waren, entschlossen sie sich in den 70er Jahren selbst einen Tunnel zu errichten. Dreizehn starke Dorfbewohner taten sich zusammen, um mit Hämmern und Meißeln eine Straße zu bauen. Am Anfang als Fußweg geplant, wurde sie später so ausgebaut, dass heute auch Autos fahren können.
Wir spazieren den ca. 1,2 Kilometer langen Tunnel nach oben. Er windet sich eng an einer senkrechten Felswand entlang. Immer wieder gibt es Fenster mit herrlichen Ausblicken. Den Rückweg planen wir über die Himmelsleiter zu nehmen, steile Stufen, die zur Zeit der Ming-Dynastie in den typisch rosafarbenen Fels gehauen wurde und eine fantastische Aussicht bieten. Das bleibt uns heute verwehrt. Die Himmelsleiter ist im Winter nicht passierbar.
Heute geschlossen!
Die Rückfahrt mit dem Touristenbus erfolgt „downhill“ durch den Tunnel, mit Engpässen und viel Tamtam, nach Nanping. Wie üblich für Landschaftsgebiete, mussten wir mehrere Kilometer vor dem Dorf parken und in Shuttlebusse umsteigen. Nanping an sich ist nicht sonderlich sehenswert, aber es gibt, dem Flussbett bergauf folgend, einen hübschen Weg zur Drachenschlucht mit Wasserfall, ich korrigiere, „Eisfall“. Eine Metallkonstruktion führt weiter die Steilwand hinauf. Wieder sind wir zum Umdrehen gezwungen. Im Winter leider geschlossen.
Stau und Tohuwabohu: Auch das ist China
Traurig sind wir nicht. Wir haben Hunger und wollen auf dem kürzesten Wege nach Jiaozuo. Die Fahrt ist für 2 Stunden angesetzt, denn sie führt durch eine ländliche Region ohne Schnellstraßen. Ein satter Stau macht uns einen Strich durch die Rechnung. Ein Lkw hat die Brücke blockiert und die Laster reihen sich kilometerlang in beide Richtungen. Nicht mit mir, scheint sich unser Fahrer zu denken und schlängelt sich wagemutig von links nach rechts durch die Schlange, bis wir nach einer Stunde letztlich über die Brücke sind.
Wir haben derweilen ausgiebig Zeit in das ländliche chinesische Leben einzutauchen, das sich direkt neben uns abspielt. Mir bekannte Szenen aus anderen asiatischen Ländern, die ich so mag und Chinas andere Seite demonstrieren. Überall wuselt es. Es wird verkauft, diskutiert, gefeilscht, gekocht. Hunde tummeln sich auf der Straße, dazwischen ein Karren und ein Hirte zieht mit seinen Ziegen vorbei. Mopeds hupen und Menschen drängeln. Das ist Asien!
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