Am 9. Tag der Henan-Reise erkunden die drei Blogger die Longmen Grotten bei Luoyang. Hier geht’s zu allen Reiseberichten
Verfasst von Eva Grossert
Bilder: Ariane Kovac
Film: Stefan Berndt
Während ich das hier schreibe, sitzen wir im Schnellzug, der uns von Louyang in vier Stunden zurück nach Peking bringt. Wir erreichen Peking gegen 22.00 Uhr, verbringen die Nacht noch im Hotel, bevor es dann frühmorgens zum Flughafen geht. Ein Rückreisemarathon von 24 Stunden liegt vor uns. Mir graut, jedoch habe ich so viele Eindrücke und Erinnerungen im Gepäck, die noch verarbeitet werden müssen. Da wird die Zeit schon vergehen.
Das Ende der Reise naht
Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Ich überfliege die letzten Berichte und stelle fest, dass ich mit vielen Superlativen und Begeisterungs-Adjektiven um mich geschmissen habe. Es fallen immer wieder die Worte faszinierend, imposant, atemberaubend, unglaublich, herrlich, ergreifend, eindrucksvoll, usw. Wir drei sind uns einig, dass es auch so war, eine intensive Begegnung mit dem Land und dem Kulturkreis Chinas. Oftmals auch äußerst skurril und verwunderlich, aber das ist ein anderes Kapitel.
Die Art des Reisens, mit Minibus und Zug durch das Land zu schippern hat uns allen gefallen und die einfachen Begegnungen und Eindrücke am Straßenrand sind das, was uns nachhaltig in Erinnerung bleibt. Chinas Alltag und Leben auf diese Weise authentisch kennenzulernen.
Dann wären da noch die herausragenden Naturerlebnisse, die insbesondere bei Ariane und mir Gänsehaut erzeugt haben. Einen Berggipfel, auf dem ein Tempel thront, erklimmen, die Aussicht genießen, die sprachlos macht, untermalt mit atmosphärischen Klängen, Gebetsgemurmel, Duft der Räucherstäbchen und geheimnisvollen Reliquien. Für uns ganz besondere Kraftpunkte.
Longmen: Buddhistische Felsgrotten
Einer dieser kraftvollen Orte, die ehrfürchtig werden lassen, stand heute auch auf unserem vorangegangenen Tagesprogramm, die Longmen-Grotten. Ehrfürchtig aus einem anderen Grund, nämlich der herausragenden menschlichen Schaffenskraft und auch nicht auf dem Berg, sondern in der alten Kaiserstadt Luoyang.
Es handelt sich hierbei um 2300 Grotten und Nischen, die sich im sogenannten Drachentor des Yishui-Flusses finden lassen. Sie erstrecken sich auf beiden Seiten des Flusses weit über einen Kilometer und enthalten unzählige, in den Stein gemeißelte Bildnisse und Statuen von Buddha und seinen Schülern von 2 Zentimetern bis 17 Metern Größe.
Die Grotten stellen eines der wenigen in China noch existierenden grandiosen Meisterwerke buddhistischer Felsenbildhauerkunst da. Sie existieren seit ca. 500 n. Chr. und sind im Laufe der nächsten 200 Jahre entstanden. Leider ist die Figurensammlung dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte durch eine traurige Anzahl von Enthauptungen und Plünderungen entstellt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden viele Statuen von skrupellosen Sammlern geköpft oder ganz entnommen. Bei manchen Statuen wurden die Gesichter einfach brutal abgeschlagen.
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Wir wandern die Westseite am Fluss entlang. Hier liegen die meisten der bedeutenden Steinmetzarbeiten. Besonders erwähnenswert befinde ich die „Zehntausend Buddha-Grotte“. Sie enthält ein schönes Abbild Amitabhas und an den Seiten Tausende winziger Basisrelief-Buddhas. Weiterhin ist der gewaltige Höhlentempel mit der Statue das Buddhas Losana besonders imposant. Er ist das größte und prachtvollste Bauwerk von Longmen und enthält die besten Kunstwerke, neben dominierenden Hauptfiguren, den 17 Meter hohen, sitzenden Buddha Losana. Die Figur hat weibliche Gesichtszüge, angeblich von der Tang-Kaiserin und Mäzenin Wu Zetian, von der auch die Mittel für die Herstellung der Statue kamen.
Auch der Weg zurück über das Ostufer des Flusses ist lohnenswert. Von dort bietet sich ein wunderbarer Ausblick auf das gesamte Ausmaß dieser Meisterleistung sowie ein sehenswerter Tempel und eine Villa des früheren Präsidenten Chiang Kai-shek, der Gegenspieler Mao Zedongs und bis 1946 einer der einflussreichsten Politiker Chinas. Offensichtlich auch ein Ästhet, der Herr Chiang Kai-shek.
Kloster der Weißen Pferde
Ich gebe zu, diesem prächtigen Tempel kann ich nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit schenken. Mir schwirrt der Kopf vor so vielen Fakten, Zahlen, den zahlreichen Buddhas und deren Schüler. Schade, denn dieses noch aktive Kloster, der letzte kulturelle Programmpunkt unserer Reise, gilt als der erste buddhistische Tempel, der auf chinesischem Boden erbaut wurde. Die friedliche Stimmung zu genießen, schaffe ich noch und lustwandle einfach zwischen den Gemäuern ohne mich um die harten Fakten zu scheren.
Hängen geblieben ist dann aber doch die Klostergeschichte: Zwei indische Mönche begaben sich auf weißen Pferden nach Luoyang und brachten buddhistische Sutren und Statuen mit. Der beeindruckte Kaiser baute den Tempel, um die Mönche, die dort auch ihre letzte Ruhestätte fanden, unterzubringen.
Irritiert bin ich, als ich thailändische Tempelspitzen entdecke sowie eine buddhistische Tempelpagode aus Myanmar und Indien. Anscheinend Geschenke um die gegenwärtigen internationalen Kooperationen zu unterstreichen und eine ganz neue Attraktion fürs Auge.
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