Die UNESCO setzt sich für den Schutz des Natur- und Kulturerbes unserer Welt ein. Das Reich der Mitte beherbergt im Moment 55 dieser erhaltenswerten Orte, die einmalige Spuren auf unserem Planeten hinterlassen haben. Heute wollen wir mit unserer Reihe zu den UNESCO-Welterbestätten in China starten. Es beginnt der Kaiserkanal.
Ein antikes Bauwerk, das Rekorde bricht
Im Land der Superlativen hält China auch den Rekord der längsten künstlichen Wasserstraße. Der Große Kanal, auch Kaiserkanal genannt, ist sagenhafte 1.800 Kilometer lang. Seine Breite variiert zwischen 30 - 50 Metern und er ist bis zu 9 Metern tief. Unterwegs überwindet er Höhenunterschiede von bis zu 42 Metern, was ihn in Hinblick auf seine Entstehungszeit zu einem einmaligen Bauwerk macht. Einzelne Abschnitte des Kanals sind über 2.400 Jahre alt.
Der Kanal verbindet den landwirtschaftlichen Süden Chinas mit den politischen Zentren im Norden des Landes. Die Hauptroute führt von Peking über Liaocheng am Huai’an vorbei nach Suzhou und mündet schließlich in der Nähe von Ningbo ins Chinesische Meer.
Die Entstehung des Kaiserkanals
Da alle wichtigen und großen Flüsse in China von Westen nach Osten fließen, bestand in der Sui-Dynastie der Kaiser Yang Di auf den Bau einer Wasserstraße, die Nord- und Südchina verbindet. Dies geschah im Jahre 605. Nach offiziellen Quellen wurde der Bau in 171 Tagen fertiggestellt. In Wahrheit dauerte das Projekt über 6 Jahre und stürzte viele Landbewohner ins Elend. Der Bau wurde hauptsächlich durch Zwangsarbeit der Bauern umgesetzt, wodurch Ernten ausfielen.
Im Nachhinein wurde der Kaiserkanal durch seine wirtschaftliche Bedeutung zu einem „Geniestreich“ erklärt, von dem China bis heute profitiert. Der Kanal wurde damals wie heute für den Transport von Handelsgütern und für den Kulturaustausch genutzt. Von Getreide, Kohle, Erz und Baustoffen bis zu Schauspielern und Reisenden hat der Kaiserkanal fast jede Art von Industrie und Handel unterstützt.
Auch Chinas Kaiser haben den Kanal persönlich genutzt. Sie führten Kulturreisen durch auf der Suche nach Traditionen und Kulturgütern, welche der jeweilige Kaiser als interessant oder wichtig erachtete. Diese wurden über den Kaiserkanal in den Norden gebracht. Auf diese Weise soll zum Beispiel die Pekingente, welche eigentlich aus Shandong stammt, durch eine dieser Reisen ihren Weg nach Peking gefunden haben. Künstler und Dichter waren sich auch damals schon der Bedeutung des Kanals bewusst und drückten ihre Faszination in Gedichten und Gemälden aus.
Der Kaiserkanal heute
Durch den Wandel von Flüssen und Seen konnte ab dem 19. Jahrhundert allerdings nicht mehr sichergestellt werden, dass die nötige Mindesttiefe von 3 Metern erhalten wird. Mit Schleusen und Umleitungen wurde dem Problem vorher viele Jahrhunderte entgegengewirkt. Durch diese Einschränkung hat der Kaiserkanal an internationaler Bedeutung verloren, ist allerdings im Bereich der Binnenschifffahrt für lokale Industrie bis heute von nutzen. Ein skurriles Bild bietet sich Reisenden auf dem Kanal, da man sich in Schleusen oft den Platz mit riesigen Frachtschiffen und kleinen Reiseschiffen teilt.
Heute können Sie selbst in großen und kleinen Booten entlang des Kanals schippern, von Hafenbistros aus die Aussicht genießen und sich seiner ungebrochenen Faszination hingeben.
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