China ist für die unterschiedlichsten Speisen weltweit bekannt, aber die exotischsten findet man mit Sicherheit auf den Nachtmärkten. Dabei handelt es sich um weitläufige Straßen voller Essensstände und anderer Einkaufsmöglichkeiten. Am schönsten ist es, sie abends zu erkunden, wenn die Lampions rot leuchten und das Umfeld in die typisch chinesische Atmosphäre tauchen. Während meiner Zeit in China durfte ich einen dieser Orte mehrmals bestaunen: den Wangfujing (王府井) Nachtmarkt in Peking (北京).
Anreise
Es ist einfach, zu diesem vielseitigen Nachtmarkt zu gelangen. Sobald man bei der gleichnamigen U-Bahn-Station ausgestiegen ist, wandert man über die Straßen Wangfujings, die voller moderner Leuchtreklamen sind und die langsame Verschmelzung der westlichen und der chinesischen Kultur sichtbar machen. Dabei ahnt man nicht, was in einer der Nebenstraßen wartet. Ich selbst wäre sicherlich daran vorbei gelaufen, wenn meine Freunde mich nicht gezielt dorthin geführt hätten: Ein beeindruckender Torbogen, der üblicherweise bei buddhistischen Tempeln zu sehen ist, symbolisiertden Eingang in eine andere Welt.
Von Meeresfrüchten bis Insekten
Vor dem Eingang in den Pekinger Nachtmarkt hatte sich bei meinem Besuch eine regelrechte Menschentraube gebildet, da die Straße zu eng für die vielen hungrigen Besucher war. Nachdem ich mir langsam einen Weg nach vorn erkämpft hatte, erblickte ich unzählige Essensstände sowie chinesische Dekoration und traditionell gebaute Häuser. Ich konnte das Ende der Straße nicht erkennen und auch die Gassen zu den Seiten boten allerlei Erkundungsmöglichkeiten.
In der Luft lag jedoch ein eigenwilliger Geruch, der für so manchen recht unangenehm sein kann. Er stammt von den exotischen Speisen, für die die meisten Touristen hierher kommen: Der perfekte Ort, um sich Insekten — also unter anderem Kakerlaken, Tausendfüßler und Käfer — frittiert an Spießen zu kaufen.
Lebendiger Skorpion am Spieß gefällig?
Das ist jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn der Wangfujing Nachtmarkt in Peking hat alles zu bieten, was das Herz begehrt. Wer mehr auf Meeresfrüchte steht, dem könnten die Seepferdchen und -sterne, Krabben oder Oktopusse gefallen. Außerdem gibt es auch verschiedene Tiere aus der Wüste, wie zum Beispiel den Skorpion in verschiedenen Größen. Letzterer wird sogar lebendig am Stiel verkauft.
Um ehrlich zu sein, habe ich fast niemanden gesehen, der sich getraut hat, einen davon zu probieren. Das höchste der Gefühle waren dann doch nur die Oktopusärmchen, die sogar sehr gut verkauft wurden. Ohnehin sind diese exotischen Gerichte eher als Attraktion für die Touristen gedacht, weniger zum wirklichen Essen. Einer meiner Freunde hatte die glorreiche Idee einen dieser Käferspieße zu kaufen. Es waren zwar nur kleine Käfer, aber vier oder fünf an der Zahl. Also aß er einen davon und gab den Stiel an uns weiter, damit jeder probieren konnte. Es hat mich unglaublich viel Überwindung gekostet, aber tatsächlich habe ich einen gegessen.
Wirklich außergewöhnlich schmeckte er nicht — sondern nur nach dem Fett, in dem der Käfer frittiert worden war. Eine besondere Erfahrung war es aber allemal!
Shopping
Natürlich gab es auf dem Nachtmarkt in Peking auch „normale“ Speisen, wie zum Beispiel Nudelgerichte, gedämpfte Teigtaschen oder kandierte Früchte. Auch kleine Restaurants in den Nebenstraßen kann man gut besuchen. Darüber hinaus reihten sich in den Gassen unzählige Souvenirstände mit den verschiedensten Angeboten aneinander. Von chinesischen Masken und Gemälden bis hin zum Teeservice gab es alles, was China zu bieten hat. Ich selbst habe mir dort einige Dinge gekauft, jedoch sollte man viel handeln, da die Ausgangspreise hoch sind. Die Verkäufer gehen — im Gegensatz zu anderen Orten — davon aus, dass noch gehandelt wird.
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Je tiefer man in den Nachtmarkt eintaucht, desto mehr wird einem bewusst, wie weitläufig das Ganze ist. Viele verzweigte Wege und Straßen können die Orientierung erschweren, gerade da einige davon von oben durch eine große, schwarze Plane abgedeckt werden. Wenn man zwischendurch eine kleine Auszeit braucht, gibt es im Wangfujing Markt außerdem einen Bereich, der einer Spielhalle ähnelt. Hier werden Glaskästen mit Greifhaken geboten, um Stofftiere zu gewinnen, sowie verschiedene Tanzspiele und Air-Hockey.
Peking-Oper
Was ich jedoch am interessantesten fand — neben den Essensmöglichkeiten natürlich — war eine kleine Bühne am Rande des Nachtmarktes, auf der die traditionelle Peking-Oper aufgeführt wurde. Männer, die zu Frauen geschminkt worden waren, sangen zu einem chinesischen Lied und bewegten sich wie für die Oper üblich. Es wird kein Eintritt verlangt, da es sich um eine Bühne unter freiem Himmel handelt und eine eher lockere Atmosphäre ausstrahlt. Seltsamerweise gab es kaum Zuschauer, obwohl es ein besonderes Stück chinesischer Kultur ist, dass man dort erleben kann. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Bühne vielen Touristen nicht auffällt, weil sie nicht im Zentrum liegt. Also mein Tipp: Unbedingt nach diesen kleinen Aufführungen Ausschau halten!
Fazit
Insgesamt ist es eine spannende Erfahrung, einen chinesischen Nachtmarkt zu besuchen. Mich hat es immer wieder nach Wangfujing gezogen, um entweder ein bisschen zu handeln, das Essen zu bestaunen oder die Atmosphäre zu genießen. Und jedes Mal, wenn ich Besuch aus der Heimat hatte, war der Nachtmarkt eines der begehrten Ziele. Ein Stopp auf dem Markt lässt sich außerdem super mit einem Spaziergang durch die Hauptstraße in Wangfujing verbinden, die ebenfalls sehr sehenswert ist.
Also wenn ihr in China seid, dann lasst euch auf die ultimative Mutprobe ein und probiert ein Seepferdchen am Spieß. Oder vielleicht auch einen Käfer — vergesst nur nicht, ein Foto davon zu machen!
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